In diesem Video zeigt die Deutsche Welle, wie wichtig Smartphones und Apps für eine sichere Flucht und den Start in einer neuen Heimat sind.
„Ohne Facebook und Google Maps, wäre ich glaube ich nicht in Deutschland angekommen“, berichtete der 19-jährige Mohammad aus Syrien auf der Hamburger Social Media Week 2016. Das Smartphone hat ihn auf seiner 17-tägigen Reise durch zehn Länder auf Schritt und Tritt begleitet. Nun, angekommen in Hamburg, nutzt er selbst Facebook, um anderen Flüchtlingen auf ihrem Weg zu helfen. Mehr zu Mohammads Präsentation auf der Social Media Week gibt es im Video des Nachtmagazins.
Im Herbst 2015 trafen sich in Berlin Programmierer(innen), Software-Entwickler(innen) und Flüchtlinge aus der ganzen Welt, um gemeinsam ihre Ideen für neue Online-Tools, Apps und Web-Services auszutauschen. Beim #refugeehackathon ging es darum, Ideen zu sammeln und umzusetzen, wie Flüchtlinge und Flüchtlingshilfe digital unterstützt werden können. Weil das Smartphone ein lebenswichtiger Begleiter für die meisten Flüchtlinge ist, wurde gemeinsam zum Beispiel an „Refugee Transit“ gearbeitet. Diese App informiert über die schwer überblickbare Situation auf den Reiserouten Richtung Europa und an den Grenzen und bietet Informationen über Aufnahme-Prozeduren in den unterschiedlichen Zielländern.
Auch an digitalen Helfern für Helfer arbeiteten die Programmierer(innen): Zum Bespiel wurde der „Volunteer-Planner“ gemeinsam weiterentwickelt. Von Ehrenamtlichen initiiert startete das Organisations-Tool im Sommer 2015, um Einsatzpläne von Freiwilligen in Berliner Flüchtlingsunterkünften zu koordinieren. Mittlerweile wird über die Plattform Engagement in mehreren Dutzend Städten organisiert und sie kann von allen Interessierten kostenlos genutzt werden.
Aber auch ohne eigenes digitales Tool organisieren sich viele Flüchtlingsinitiativen online und beweisen damit einmal mehr, dass Engagement aus sozialen Netzwerken hinein in die Gesellschaft wirken kann. Der Zukunftsforscher Christian Schuldt weist dem Internet deswegen eine zentrale Rolle in der Flüchtlingshilfe zu:
“Die Hilfsbereitschaft kommt […] durch Kommunikationsmöglichkeiten wie soziale Netzwerke viel stärker zum Tragen. Dadurch kann sich die private Flüchtlingshilfe spontaner und weitreichender verbreiten.”
Mediale Helfer erleichtern Flüchtlingen aber auch das Leben in ihrer neuen Heimat und bieten ihnen eine Perspektive, etwa um in Eigeninitiative Deutsch zu lernen oder den Grundstein für berufliches Fortkommen zu legen. Gesellschaftliches Engagement, Integration und digitale Werkzeuge können also nicht nur Hand in Hand gehen; das eine kann auch aus dem jeweils anderen entstehen.
Die Ankunft der Geflüchteten in Deutschland hat nicht nur anpackende Hände vor Ort mobilisiert, sondern auch viele Kreative inspiriert, deren Einsatzfeld, das Netz, keinen Ort im eigentlichen Sinne hat. Genau deswegen können die Ideen und Initiativen von Programmierer(inne)n, Medienmacher(inne)n, aber auch Menschen, die ohne einen solchen Hintergrund in sozialen Netzwerken aktiv sind, überall und über Grenzen hinweg sowohl Flüchtlinge als auch Helfer(innen) unterstützen.
Auch in der digitalen Flüchtlingshilfe Engagierte erhalten mittlerweile Hilfe, z.B. durch das Startup Boat, ein Boot und eine Initiative die NGOs, Unternehmer(innen), Kreative usw. zusammen bringt, um gemeinsam über Lösungen der weltweiten Flüchtlingskrise nachzudenken. Das Nachdenken passiert auf dem Wasser, z.B. vor den griechischen Inseln, auf denen Flüchtlinge in Europa ankommen, aber auch in europäischen Großstädten wie Berlin und London. Aus den Treffen sollen gemeinsame soziale Projekte entstehen, die sich im besten Fall finanziell selbst tragen. Ergebnis der ersten Startup Boat-Fahrt war die Website first-contact.org, über die Flüchtlinge aktuelle Informationen zu Fluchtrouten und Aufnahmeprozeduren in Europa erhalten.
Wer zum Thema der weltweiten Migration arbeitet und nach digitalen Lösungen sucht, ist auch im Migration Hub Netzwerk willkommen. Migration Hubs sind Co-Working-Spaces in Europa und Nordafrika, in denen sich die Mitglieder des Netzwerks gegenseitig bei ihren Projekten unterstützen. Teil des Netzwerks sind NGOs, Bildungseinrichtungen, Startups etc. Verbunden sind die Migration Hubs miteinander durch digitale Plattformen. Weiterhin vernetzt das Migration Hub Network Startups oder Initiativen mit passenden Partnern, die bereits rund um die Themen Migration, Integration und Unterstützung von Menschen auf der Flucht engagiert sind. Derzeit arbeitet das Migration Hub Network an einer Datenbank, in der über 2.000 solcher Organisationen und Initiativen gelistet werden sollen.
Im Mai 2016 haben die Stiftung Bürgermut und die Bundesarbeitsgemeinschaft der Freiwilligenagenturen e. V. (bagfa) ein e-Book mit dem Titel „Refugees. Richtig gute Projekte, Tipps & Tools“ veröffentlicht. .
Hier kann es kostenlos heruntergeladen werden.
Veröffentlicht: Februar 2016
Zuletzt aktualisiert: Januar 2017
Weiterlesen: Digital initiiert und organisiert