Lügen und Hass gab es schon immer, im Kleinen wie im Großen. Die Diffamierung politischer Gegner durch die gezielte Streuung von Falschmeldungen, sexistische und diskriminierende Äußerungen in Politik und Gesellschaft, all das findet sich auch in vergangenen Zeiten. Hinzugekommen ist lediglich eine – in diesem Fall leider – effektive Streuung im Netz. Die gezielte Verbreitung von Falschmeldungen und die Beleidigung von (politischen) Gegnern im Netz sind dabei aktuell besonders gefährliche Werkzeuge – in Krisenzeiten, in denen Ängste und Misstrauen rasch geschürt sind.
Der erste Zugangsweg zu politischen Informationen sind lt. ARD und ZDF Langzeitstudie 2020 bei 58 Prozent die öffentlich-rechtlichen Medien. Facebook, Instagram, Youtube & Co. werden immerhin von 9 Prozent an erster Stelle genutzt. Informationen sind jederzeit abrufbar und eine ständige Überprüfung der Richtigkeit von gefundenen Informationen ist nahezu unmöglich. Umso wichtiger ist die Stärkung des Bewusstseins dafür, dass manch eine News entweder wissentlich gefälscht oder auch unkritisch übernommen und verbreitet wird.
„Fake-News setzt sich aus zwei Begriffen zusammen. „Fake“ heißt „gefälscht“ und „news“ heißt „Nachrichten“. Es sind also gefälschte Nachrichten. Mit reißerischen Schlagzeilen, gefälschten Bildern und Behauptungen werden so Lügen und Propaganda verbreitet. Fake News erwecken den Eindruck, dass es sich um echte Nachrichten handelt.“
Spezial zum Thema Fake News
Bundeszentrale für politische Bildung
Aktuell sehen wir sehr deutlich, wohin Fake News führen können, die krude Verschwörungstheorien zum Inhalt haben und Menschen dazu bringen, der Regierung in Deutschland keinen Glauben zu schenken bzw. zu unterstellen, dass diese den Menschen schaden wolle. Nun könnte man sagen, dass man in einer Demokratie mit Widerspruch und Protest leben muss. Bis zu einem gewissen Punkt stimmt dies selbstverständlich auch. Jedoch wird es gefährlich für eine Demokratie, wenn dieser von verfassungsfeindlichen Gruppen gezielt für die eigene Ideologie genutzt wird.
Da es in einer Demokratie nicht darum gehen kann – außerhalb von strafrechtlich relevanten Inhalten -, mit Verboten zu reagieren, muss es um Kompetenzförderung in der Bevölkerung gehen. Aufklärung ist dabei sinnvoll bei jung und alt. In weiterführenden Schulen ist die verantwortungsvolle Nutzung von Medien/Medieninhalten ein Thema und auch außerschulisch gibt es Informationsangebote, die über die Gefahren aufklären und Instrumente zur Aufdeckung von Fake News an die Hand geben.
Im Folgenden wollen wir ein paar Initiativen und Projekte, die sich gegen Fake News und Hate Speech engagieren, vorstellen sowie Rubriken von Nachrichtenportalen benennen, die sich inhaltlich mit aktuellen Fake News auseinandersetzen:
Wir haben mit der Chefredakteurin der Belltower.News ein Interview über die aktuellen Herausforderungen der politischen Bildung geführt.
Amadeu Antonio Stiftung
Die Amadeu Antonio Stiftung bietet zahlreiche Projekte und Publikationen zu den Themen Hate Speech & Fake News und wendet sich sowohl an Einzelpersonen als auch an Institutionen. Es geht in der Stiftungsarbeit um die Aufklärung und Stärkung jener, die sich insbesondere gegen Angriffe von rechts wappnen müssen.
Die Stiftung fördert Projekte, führt Veranstaltungen durch und publiziert on- und offline. Hier ein paar aktuelle Veröffentlichungen:
Onlineratgeber – Social Media-Tipps für die Zivilgesellschaft
#glaubnichtalles – Der DIY-Entschwörungsgenerator
Broschüre „HATE SPEECH UND FAKE NEWS – Fragen und Antworten“
Bundeszentrale für politische Bildung
Die Bundeszentrale für politische Bildung bietet in einem Spezial zum Thema Fake News Informationen und Materialien, die laufend aktualisiert werden. Gleiches findet sich für den Themenbereich Hate Speech. Videos, Podcasts und Recherchebeiträge bieten zahlreiche Informationen und können von privaten Nutzerinnen und Nutzern sowie von Bildungseinrichtungen für die politische Bildung genutzt werden.
Im Rahmen des diesjährigen Social Community Days des Grimme-Instituts sprach der Moderator Michel Abdollahi mit Uschi Jonas von CORRECTIV und Natascha Strobel (Politikwissenschaftlerin aus Wien) über das Thema „Mit Fakten gegen Rechts“.
CORRECTIV
Das zentrale Thema der gemeinnützigen und unabhängigen Redaktion CORRECTIV ist der investigative Journalismus. Die Recherchen der beteiligten Reporterinnen und Reporter sind langfristig angelegt und haben zum Ziel, systematische Missstände, Korruption und unethisches Verhalten aufzudecken. Bekannt geworden ist die Redaktion u.a. durch die Recherche zum CumEx-Steuerskandal.
Ein wichtiger Bestandteil ihrer Arbeit ist der Bereich Faktencheck, der tagtäglich Falschinformationen, Gerüchte und Halbwahrheiten aufdeckt.
Im Rahmen des Social Community Month 2020 führte das Projektteam ein schriftliches Interview zum Thema „Aktiv gegen Hate Speech und Fake News im Netz“ mit Aycha Riffi von der Grimme-Akademie.
Deutscher Volkshochschul-Verband DVV
Die Modulbox „Politische Medienbildung für Jugendliche. Auf Hate Speech und Fake News reagieren“ wurde für den Volkshochschul-Kontext in Kooperation mit dem Grimme-Institut konzipiert und ist gedacht für den Einsatz im Rahmen eines Kurskonzeptes. Sie bietet Basismaterial und konkrete Unterrichtsideen für sechs Unterrichtseinheiten (à 45 Minuten) und kann per E-Mail über politischejugendbildung@dvv-vhs.de kostenlos angefordert werden.
Initiative SCHAU HIN!
Der Medienratgeber SCHAU HIN! für Familien informiert Eltern und Erziehende über aktuelle Entwicklungen der Medienwelt und Wissenswertes zu den verschiedensten Medienthemen, unter anderen auch zu Fake News und Hate Speech. Der Ratgeber gibt konkrete Tipps, wie Erziehende den Medienkonsum ihrer Kinder kompetent begleiten können.
Informationsangebote von Nachrichtenmagazinen und Medienhäusern
Die enge Verknüpfung zwischen aktuellen Nachrichten und speziellen Redaktionen zur Aufdeckung von Fake News bei Angeboten wie tagesschau.de, ZEIT Online, FAZ.net, Deutsche Welle, ARD und ZDF verdeutlicht noch einmal die Relevanz des Themas. Denn wir wissen, dass falsche Informationen – einmal gestreut – nicht mehr rückholbar sind, jedoch eine konsequente Richtigstellung und Einordnung von Fake News zumindest die Aufklärung und Unterstützung interessierter Bürgerinnen und Bürger ermöglicht.
klicksafe.de
Seit 2004 setzt klicksafe in Deutschland den Auftrag der EU-Kommission um, Internetnutzern die kompetente und kritische Nutzung von Internet und Neuen Medien zu vermitteln. Zu den dort behandelten Themen gehören auch „Fake News“ und „Hate Speech„.
Auf der Plattform finden Nutzerinnen und Nutzer projekteigene Materialien sowie Tipps und Hinweise auf weitere Anbieter.
Netzwerk NO HATE SPEECH MOVEMENT
Das No Hate Speech Movement Deutschland ist eine Plattform für alle, die sich gegen Online-Hetze engagieren möchten. Sie bietet Einzelpersonen, Organisationen, Vereinen, Gruppen oder Initiativen Materialien, wie bspw. das No-Hate-Logo, das für die Gestaltung von Websites, Flyern und Plakaten verwendet werden kann, um sichtbar ein Zeichen gegen Hass im Netz zu setzen. Zudem finden sich auf der Website weiterführende Informationen und Hilfestellungen.
Seit 2020 wird das Projekt vom BMFSFJ im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“, von der FAZIT STIFTUNG und Twitter gefördert.
Hören Sie dazu auch das Gespräch von Michel Abdollahi mit Stephen Anpalagan unter dem Titel „Zivilcourage in sozialen Medien“, das im Rahmen des diesjährigen Social Community Days virtuell stattfand.
Genau hinschauen und eine klare Haltung gegen Hass im Netz einnehmen können wir alle. Dies schützt uns alle vor der Verbreitung von Fehlinformationen und stärkt Opfer von Hassreden im Netz. Eine Demokratie muss zwar Wiederspruch aushalten, sollte dabei aber auf den Zusammenhalt seiner Bürgerinnen & Bürger und den daraus resultierenden Schutz der Schwächsten setzen.