Die Veröffentlichung des YouTube-Beitrags „Die Zerstörung der CDU“ durch den YouTuber Rezo hat zahlreiche Reaktionen hervorgerufen und Debatten ausgelöst, die weit über dieses Einzelvorkommnis hinausweisen. Das Video ist am 18. Mai online gegangen und hat Mitte Juni annähernd 15 Millionen Aufrufe.
Wir haben uns vorgenommen, in ein paar Monaten Rückschau zu halten, um dann zu sehen, wie lange Reaktionen auf das Video veröffentlicht werden, ob immer noch Diskussionen darüber, dass man eventuell etwas daraus lernen kann, geführt werden und ob es nachhaltige Konsequenzen für gesellschaftliche Auseinandersetzung oder politische Kommunikation hatte.
Einstweilen sind in der folgenden, nur wenig kommentierten Liste Links zu Reaktionen von Politikern oder Medien zu finden, Hinweise zur Diskussion über „Regulierung“ von Beiträgen in den sozialen Medien, Beispiele für eine Kritik der Medien seitens der Medien, tatsächliche oder vermeintliche Folgen der Veröffentlichung.
Diese Liste ist weder vollständig noch ausgewogen, sondern lediglich ein Eindruck dessen, was uns in den Tagen und Wochen nach der Veröffentlichung des Videos untergekommen ist und was wir mit Interesse gelesen haben.
Das Video und Reaktionen der „Erwachsenen“
(Politik & Medien)
- „Die Zerstörung der CDU“ / Rezo, 18.05.2019
- Die Quellen des Videos in einem Google Doc
- „Ein Statement von 90+ Youtubern“ / Aufruf zum Wählen von bekannten YouTubern, 24.05.2019
- Eine Zusammenfassung von Aussagen aus dem fast einstündigen Rezo-Video / Buzzfeed , 24.05.2019
- Die Stellungnahme der CDU online, 23.05.2019, und als 11-seitiges PDF
- „Offener Brief“ von Ruprecht Polenz, CDU, 23.05.2019
- Interview mit Rezo bei Bento, 22.06.2019
- Replik von Rezo auf einige Politikeraussagen, 29.05.2019
- Rezo klagt über „Zeitungsstalker“, 05.06.2019
- Die FAZ behandelt Rezo als Unternehmer, 24.05.2019
- Dies kommentiert der Kabarettist Florian Schroeder:
- „CDU-Zentrale und Junge Union weisen einander Schuld für Wahlschlappe zu“ / Welt, 27.05.2019: „In einer Wahlanalyse, die von der Bundesgeschäftsstelle noch in der Wahlnacht an Mitglieder des Bundesvorstands versandt wurde und die WELT vorliegt, heißt es: ‚Die Serie der Unentschlossenheit im Umgang mit Phänomenen wie
‚Fridays for Future‘ und plötzlich politisch aktivierten YouTubern sowie vor allem der vorübergehende tiefe Einschnitt in der Wahrnehmung der CDU bei jüngeren Zielgruppen durch die Debatten zu den ‚Uploadfiltern‘, einem vermeintlichen ‚Rechtsruck‘ bei der JU sowie die medial sehr präsente, sogenannte ‚Werte-Union‘ führten gleichzeitig zu einer deutlichen Abkehr der unter 30-jährigen Wählerinnen und Wähler’. … JU-Chef Kuban wehrte sich gegen Schuldzuweisungen aus der CDU-Parteizentrale: ‚Das eigene Haus hat in der letzten Woche völlig versagt, und jetzt sollen andere schuld sein?‘ , sagte Kuban der WELT. ‚Wer auf YouTuber mit einer elfseitigen Hausarbeit antwortet, sollte lieber vor der eigenen Haustür kehren, als seinen Nachwuchs zu beschimpfen.‘ … Die interne Analyse der Bundesgeschäftsstelle, die WELT vorliegt, deutet einen baldigen Kurswechsel der CDU in der Digitalpolitik und der Klimapolitik an. Dort heißt es: ‚Für die kommende Klausurtagung des Bundesvorstands scheinen vor dem Hintergrund des Wahlergebnisses daher zu den bereits verabredeten Punkten zur Prioritätensetzung in der Koalition vorrangig klimapolitische Konzepte und der Umgang der CDU mit Herausforderungen in der digitalen Sphäre als Themen angeraten.‘“
- „Kommt damit klar!“ / FAZ, 20.05.2019: „Man muss nicht einmal damit rechnen, dass sich alle der mehr als 600.000 vor allem jugendlichen Abonnenten seines Zweitkanals ‚Rezo ja lol ey‘, auf dem das Video zu finden ist, ‚Die Zerstörung der CDU‘ komplett angesehen haben, aber man kann das den hiesigen Politikern, auch außerhalb der CDU, nur empfehlen, dazu den Eltern von Teenagern und allen, die sich fragen, mit welchen Mitteln Jugendliche, Erstwähler, junge Erwachsener statt zur befürchteten Politikverdrossenheit zu so etwas wie demokratischer Teilhabe finden. ‚Ihr sagt doch immer, dass die jungen Leute mehr Politik machen sollen‘, sagt Rezo gegen Ende der Aufnahme, ‚dann kommt doch damit klar, wenn die jungen Leute eure Politik scheiße finden.‘“
- „YouTuber Rezo im Interview: „Ich sage nicht, dass die Verantwortung für alle Probleme bei der CDU liegt“ / bento, 22.05.2019: „Eine offizielle Reaktion der CDU steht noch aus. Einzelne Mitglieder gehen Rezo in sozialen Medien aber scharf an, der Bundestagsabgeordnete Matthias Hauer bezeichnete das Video als
‚Fake News‘. … ‚Persönlich hat sich niemand bei mir gemeldet. Aber Axel Voss hat zum Beispiel im WDR gesagt, ich würde Leute aufstacheln, das kann man sich in der Mediathek ansehen. Ein Landesvorsitzender der Jungen Union hat gesagt, dass ich ein
‚linksgrüner Aktivist‘ sei, der in seinem gläsernen Loft in Berlin-Mitte sitzen würde. Ich wohne übrigens in Aachen. Es ist ziemlich peinlich, dass die CDU auf mit Fakten hinterlegte Kritik mit Diskreditierung und dummen Behauptungen reagiert, anstatt darauf einzugehen.‘“ - Auch die New York Times, der britische Guardian und die BBC berichteten über das Rezo-Video oder über Reaktionen seitens der Politik. „The video has led to a storm of debate in a country that is just starting to come to terms with the outsize effect that independent journalists and activists on social media can have on the public discourse. The clip also became a public relations crisis for the governing conservatives just days before Germans headed to the polls on Sunday for the European Parliament elections. … The video is a master class in online civic engagement. … As the number of views on the video rose, the reactions from politicians whose party was attacked changed from dismissive to angry.“ (New York Times, 25.05.2019) „Annegret Kramp-Karrenbauer … has been criticised in recent days for suggesting a debate on rules for how ‚opinion is manufactured‘ online. The suggestion was prompted by a viral YouTube video, in which prominent vlogger Rezo accused the government of failing to tackle climate change and income inequality. Dozens of other YouTubers subsequently called on German voters to withhold their votes for the CDU and their coalition partners, the Social Democrats.“ (BBC, 29.05.2019) „[The video] was roundly condemned by CDU supporters, one of whom, Philipp Graefe, tweeted: ‚This young man is spreading an endless stream of fake news and is populist down to the tips of his blue hair.‘“ (The Guardian, 22.05.2019)
„Admitting the CDU had been slow to react to Rezo’s video, the most watched of its kind in Germany, Paul Ziemiak, the party’s general secretary, said: ‚Our resources in online communication are far too scarce for us to be able to get in touch with young people.‘“ (The Guardian, 29.05.2019)
Faktenchecks
- Sammlung von Faktenchecks durch Lisa Nienhaus (stellvertretende Ressortleiterin Wirtschaft, Die ZEIT) auf Twitter, 24.05.2019
- Faktencheck der FAZ, 24.05.2019(kostenpflichtiger Artikel)
- Faktencheck von Spiegel Online, 24.05.2019
- Faktencheck der ZEIT, 24.05.2019
- Faktencheck auf maiLab zu Rezos Aussagen zum Klimawandel, wissenschaftlich untersucht, 23.05.2019
- Faktencheck von Volker Quaschning, Mitinitiator von Scientists for Future, zum Papier der CDU (Klimawandel), 23.05.2019
- Faktencheck von Spektrum, 24.05.2019
Kommentare zu den Reaktionen der Parteien
- Beitrag von Markus Beckedahl, Netzpolitik.org, über Reaktionen der CDU (23.05.2019): „ Die ersten Reaktionen aus der CDU waren genau die, die man erwarten konnte und bereits aus der Urheberrechtsdebatte kannte: Da wurde einer jungen Stimme die Legitimität seiner Meinung entzogen und es gab Kommentare mit dem Vorwurf von Falschmeldungen. Da fehlten nur noch die Bots.“
- „Marathon im Fettnapf“, / Sascha Lobo in Spiegel Online, 29.05.2019: „Herablassende Diffamierung, Geringschätzung der Inhalte, die offensichtlich eine ganze Generation politisch umtreiben, Fake-News-Vorwürfe, die Ankündigung eines eigenen Videos, es dann doch nicht veröffentlichen, zur Begründung weiter diffamieren, eine als PDF getarnte Faxantwort auf das YouTube-Video veröffentlichen, das Publikum weiter geringschätzen, nach der Wahl aus Beleidigtheit irgendwas mit Regulierung von YouTubern überlegen, es zwei, drei Mal erklären, ohne dass es klarer würde.“ Sascha Lobo listet in diesem Beitrag auch „Netzversäumnisse“ der Großen Koalition auf: „2009 Netzsperren versucht, 2010 über Sendezeiten im Internet nachgedacht, 2011 Vorratsdatenspeicherung, 2013 auf NSA-Überwachung nicht reagiert, 2014 Überwachung noch intensiviert, 2015 gute Verschlüsselung erst gefordert, dann als Gefahr bezeichnet, 2016 Netzneutralität eher verbockt, 2017 den drittelgaren Unfug des NetzDG eingeführt, 2019 das bizarre, wirkungslose Leistungsschutzrecht aus Deutschland nach Europa exportiert, Uploadfilter eingeführt, Digitalsteuer aber nicht.“
- „Die Reaktionen auf Rezo zeigen, wie wenig die CDU junge Menschen versteht“ / ze.tt, 24.95.2019: „Die Reaktionen von Amthor und Ziemiak stehen sinnbildlich für einen Großteil der CDU, die nicht nur in ihrer Politik, sondern auch in ihrer Kommunikation die Anliegen junger Menschen immer wieder ignoriert.“ (Im Artikel werden allerdings auch junge CDU-Mitglieder genannt, die nach Ansicht der Verfasser deutlich souveräner reagiert haben.)
- „‚Wie kann man so schlecht beraten sein?‘ – So kritisieren junge CDU-Mitglieder ihre Partei“ / bento, 28.05.2019: „Über die Reaktion zu dem Video aus der Partei kann ich nur mit dem Kopf schütteln. Die CDU reagiert mit einem altmodischen, elfseitigen Papier auf das Video und Annegret Kramp-Karrenbauer will Rezo den Mund verbieten. Wie kann man so schlecht beraten sein? Ich habe das Gefühl, sie verstehen YouTube überhaupt nicht.“ (Marc, 29, CDU-Mitglied in Frankfurt, im Interview.)
- „Die Reaktionen auf Rezos CDU-Video zeigen, wie YouTube die Politik überfordert“ / bento, 23.05.2019: „Seit Tagen wird Rezo von konservativen Politikerinnen und Politikern im Netz kritisiert, angefeindet und verspottet – oft in einem Ton, der halb wütend, halb verzweifelt klingt.“ Im Artikel findet sich ein Tweet mit mehreren Beispielen, etwa dies:
… oder auch dies:
Im Artikel heißt es weiter: „Wer in Rezos Video eine Gefahr erkennt, sollte sich vielleicht auch fragen, was eigentlich in Bierzelt-Reden, Nachrichten-Schnipseln und Talkshows zu sehen ist. Zugespitzt, polemisiert und verkürzt wird nicht erst, seitdem es soziale Netzwerke gibt. Neu ist, dass hinter dem Aufreger der Woche ein 26-Jähriger ohne journalistische Ausbildung steckt und nicht die ‚Hart aber fair‘-Redaktion. … Rezos Erfolg zeigt endgültig, wie wenig viele Parteien und auch Medien bislang von Influencern und Social-Media-Hypes verstanden haben. Das Video von Rezo lässt sich an vielen Stellen kritisieren. Doch solange viele Kritiker das Phänomen nicht wirklich verstanden haben, dürfte es ihnen schwerfallen, auch bei Rezos Zielgruppe anzukommen.“
Über Medienberichterstattung und
(gesellschaftliche) Kommunikation
- Der Medienwissenschaftler Bernhard Pörksen über die Notwendigkeit neuer (Polit-)Kommunikation: „Arroganz statt Inhalte“ / Süddeutsche Zeitung, 03.06.2019: „Hier offenbaren sich, so die These, Tiefeneffekte der vernetzten Welt und eine tektonische Verschiebung unserer Informationsarchitektur, die nach anderen Formen der Konfliktbeschreibung und Konfliktlösung verlangen. Man sieht, was passiert, wenn Politiker eine Medienrevolution nicht verstehen, Inszenierung mit Inhalt verwechseln und ihre Protagonisten pauschal diffamieren. Und man erlebt das Aufeinanderprallen unterschiedlicher Welten wie eine Drift in Richtung des Neuen.“
- „Nicht nur die CDU wird zerstört“, Die ZEIT zu möglichen Folgen für ein demokratisches System, 24.05.2019 : „Da ist der Einzelne, der YouTuber Rezo, der sich mit einem dringlichen Anliegen über einen allen zugänglichen Kanal Gehör verschafft. Und da ist ein staatstragender Apparat, da ist die CDU, die alle Kritik diskreditiert, verschleppt, verhöhnt, verschweigt und aussitzt. … Was soll eine Partei in so einer Lage machen? Welche Optionen bleiben ihr denn, außer ein paar quadratische Statements, ein unglückliches Gesprächsangebot und ein skurriles Fakten-PDF? Erste Möglichkeit: Lieber gar nicht reden, als Unsinn reden. Würde als Arroganz missverstanden. Zweite Möglichkeit: Die eigene Politik sehr weitgehend infrage stellen. Geht nicht ohne Parteitagsbeschluss. Dritte Möglichkeit: Sich das smarte Statement eines den Strukturen enthobenen Altmeisters nachträglich zu eigen machen. Ließe die jetzige Führung noch älter aussehen. … Selbst wer Rezos Aussagen wichtig und richtig findet, mag den gesellschaftlichen Zustand, den sein Video sichtbar macht, daher als bedrohlich einschätzen. Denn die nächstliegende systemimmanente Antwort darauf ist überaus gefährlich: Populistische Parteien mit frei agierenden Führerfiguren würden einem solchen Angriff natürlich viel leichter widerstehen. Sie könnten ein Ich gegen das Ich setzen, den Konflikt frei eskalieren lassen – und dann mal gucken, wer am Ende mehr Leute hinter sich versammelt. Man überlege sich gut, ob man diese Form demokratischer Öffentlichkeit wirklich will.“
- „Leitartikel in Zeitungen ‚in der Regel nicht weniger zugespitzt‘ als bei Rezo“ / Die Welt, 28.05.2019: „Axel-Springer-Vorstandschef Döpfner sieht ‚die Zukunft des Journalismus im Digitalen‘. Videos des YouTubers Rezo über die CDU seien ‚ein gutes Beispiel für digitalen politischen Journalismus‘. Das sei ein Phänomen, ‚das wir positiv begleiten sollten‘. … Es sei eine ‚andere Ästhetik‘, aber man dürfe diese Art nicht von oben herab als zu manipulativ abtun. Auch klassische journalistische Formen wie Reportagen oder Kommentare hätten ‚manipulative Komponenten durch die Auswahl von bestimmten Fakten‘. … Gegenüber der dpa sagte Döpfner, der auch Präsident des Bundesverbands Deutscher Zeitungsverleger ist: ‚Die Diskussion um Rezo und andere Youtuber läuft leider in die völlig falsche Richtung. Unabhängig davon, ob man Rezos politisches Weltbild teilt, muss man doch anerkennen, dass das moderner, innovativer und sehr wirkungsmächtiger Politikjournalismus ist.‘ Leitartikel in Zeitungen seien ‚in der Regel nicht weniger zugespitzt oder einseitig‘“.
- Zur Diskussion über den Einfluss von Sozialen Medien hat Zeit Campus am 28.05.2019 zehn einflussreiche YouTuber vorgestellt.
- „Rezo, Realität und Regulierung“, ZAPP – Das Medienmagazin über den Umgang seitens der Medien mit dem Rezo-Video (29.05.2019): „Fast schon trotzig kommen die zahlreichen medialen Faktenchecks daher, denen sich Rezo stellen muss. Zwar mag es angesichts der Debatte sinnvoll sein, diese anzubieten. Erstaunlich ist allerdings die mediale Selbstvergessenheit im Hinblick auf Belege und Transparenz: Mehr als 250 (!) Quellen listet Rezo in seinem zum Video gehörenden Word-Dokument auf, permanent blendet er diese ein. Selbst wenn einzelne Aussagen überspitzt oder sogar falsch sein mögen: Keiner der Faktenchecks kann mit einem ähnlichen Konvolut aufwarten, vom journalistischen Alltagsgeschäft ganz zu schweigen. Man wünschte sich, Medien würden beispielswiese polizeiliche Darstellungen, Behördenangaben oder Politiker-Statements jedes Mal derart minutiös überprüfen. Es gäbe viel zu tun. Die Klimaforscher, auf die Rezo sich beruft, geben ihm indes in fast allen Punkten Recht.“
- „FAZ-Innenpolitikchef zerstört sich im Kampf gegen Rezo“ / Übermedien, 11.05.2019: „Nun war Altenbockum auch vorher schon kein großer Fan von Rezo und seinem CDU-Video. Er nannte es ein Symptom für die ‚Verflachung, Verrohung und Verdummung‘ des politischen Diskurses im Internet, bezeichnete es als ‚linkspopulistisches Machwerk‘, als ‚pure Demagogie‘ , als ‚Hetzkampagne‘, als ‚Armutszeugnis‘ und als ‚Propaganda von der ganz feinen Sorte‘, bei der es ‚einem übel wird beim Anschauen‘, und warf Rezo vor, sein Publikum ‚gnadenlos manipulieren‘ und ‚seine Netzherde für dumm verkaufen‘ zu wollen.“ (Übermedien beschreibt in dem Artikel die Verwendung fragwürdiger Quellen sowie verschiedene widersprüchliche Argumentationsschleifen.)
- „ Konservative Katastrophenkaskaden“ / Spiegel Online, 12.06.2019: „Der Frühling 2019 ist das Fukushima der Konservativen im Internet, eine Verkettung von Unglücken, Katastrophen und Fehlleistungen, die anmutet wie ein Naturschauspiel, aber menschengemachte Gründe hat. Allein in den vergangenen zehn Tagen geschah Folgendes nur rund um den YouTuber Rezo, der in der digitalöffentlichen Selbstzerstörung des Konservatismus die Rolle des blauhaarigen Tsunamis übernommen hat und sie glänzend fortführt: Der konservativen Landwirtschaftsministerin fliegt ein Twitter-Video mit einem Nestlé-Chef um die Ohren, als Rezo drunterkommentiert, dass er exakt so eine Veröffentlichung als Werbung kennzeichnen müsste. Ein konservativer Bundesminister deutet eine hanebüchene Verschwörungstheorie über Rezo an, die ursprünglich von einer rechtsextremen Internetseite stammt. Ein konservativer Großkommentator der ‚FAZ‘ teilt das irreführende, absurde Anti-Rezo-Video eines antisemitischen, homophoben Islamisten unter Applaus konservativer Bundestagsabgeordneter. … Die Ära der sozialen Medien aber ist eine ungünstige Zeit für Bigotterie, ständig wird man vom Digitalpöbel mit seinen eigenen Aussagen von früher konfrontiert oder gar selbst an den proklamierten Werten gemessen. Man kann dann nach trumpscher Manier entweder in eine Parallelrealität wechseln. Oder man verheddert sich in bizarro-bigotten Selbstwidersprüchen.“
Reaktionen auf das öffentliche Nachdenken der CDU-Parteivorsitzenden Annegret Kramp-Karrenbauer über Regeln für „Meinungsmache“ im digitalen Bereich
- Als Beispiel für eine CDU-„Meinungsmache“ in der Vergangenheit
- „Beckedahl wirft Kramp-Karrenbauer ‚Realitätsverlust‘ vor“ / Hannoversche Allgemeine, 27.05.2019: „Nach dem Europawahl-Aufruf der Youtuber zulasten der CDU hat die Vorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer eine Regulierung derartiger Aufrufe ins Spiel gebracht. Der Gründer von Netzpolitik.org und Mitbegründer der re:publica reagiert darauf mit Kopfschütteln. … Der Internet-Aktivist sagte weiter: ‚CDU und CSU haben offenbar noch gar nicht realisiert, wie sie bei den Themen Digitalisierung und Klimarettung den Anschluss verloren haben.‘ Was Kramp-Karrenbauer nun sage, komme ihm ‚wie Realitätsverlust vor‘.“
- „Markus Beckedahl, Netzpolitik.org (28.05.2019): „Die Youtuber:innen haben eben nicht zum Nichtwählen aufgerufen, sie haben explizit zum Wählen mobilisiert, nur nicht für die Partei, für deren Politik und Wahlkampf Kramp-Karrenbauer zuständig ist.“
- „Die spinnen, die anderen“, Die Zeit, 28.05.2019: „Viele der Zuschauerinnen und Zuschauer feierten es [das Rezo-Video], teilten es in den sozialen Netzwerken. Doch die erwähnte Volkspartei zeigte sich tagelang kaum fähig, argumentativ auf die Kritik einzugehen, und antwortete stattdessen mit Gegenangriffen. Auch die anderen, teils mitkritisierten Parteien scheiterten daran, souverän auf das Video zu reagieren. Und viele Medien erklärten erst einmal onkelhaft, wo der 26-jährige YouTuber Rezo seine Thesen zu einseitig mit Quellen belegt habe.“
- „Worüber spricht Annegret Kramp-Karrenbauer?“, Die Zeit, 28.05.2019: „Einen Kodex, der es prominenten Personen aufgrund ihrer Meinungsmacht untersagt, zu bestimmten sensiblen Zeitpunkten eine politische oder parteipolitische Meinung zu äußern, gibt es nicht. Zur Freude der CDU, die vor der Bundestagswahl 2017 zahlreiche Personen des öffentlichen Lebens für eine Parteikampagne gewinnen konnte.“