Wie im Beitrag „Jugend & Medien – Teil 1: Jugend weltweit“ beschrieben, berichten die deutschen Medien ausführlich von den Jugendprotesten in den USA. Weit weniger Aufmerksamkeit genießen Regionen in Lateinamerika oder Afrika. Grund genug, einen Blick in Lebenswelten und Themen der Jugendlichen zu werfen. Im Folgenden versuchen wir, einen Einblick in das junge, mediale Leben in afrikanischen Ländern zu geben.
(Mediale) Wahrnehmung in Europa
Der Nachrichtenatlas der Tagesschau zeigt die Nachrichtenverteilung aus aller Welt bis zu zwei Wochen im Rückblick. Bei einem Blick am 10. Juli 2018 inkl. Rückblick auf zwei Wochen werden zahlreiche News aus dem europäischen Raum sowie aus den USA angezeigt, aus Afrika hingegen nur acht Meldungen – für einen Kontinent mit 55 Ländern ein sehr geringer Anteil.
Welche Informationen in Europa gehört und gesehen werden, hängt stark von der Vorauswahl der Meldungen bei gängigen Nachrichtenformaten ab. Regelmäßige Meldungen aus anderen Ländern erwecken beim Leser unter Umständen ein vielfältiges Bild und gegebenenfalls auch die Neugierde auf weitere Informationen. Wird über eine Region nur wenig berichtet, fehlen die Informationen aus der Region, Wissen ist nicht verfügbar und es mangelt in der Konsequenz an Präsenz und Interesse. Länder, die kulturell, politisch und wirtschaftlich nah an der Realität des Herkunftslandes sind, bedürfen weniger Erklärungen und Informationen, um ein Verständnis untereinander zu schaffen. Anders sieht dies bei stark differierenden Lebenswelten aus.
Der Verein „Africa Positive“ wurde 1998 von der Kamerunerin Veye Tatah gegründet, beruht auf einer afrikanisch-deutschen Kooperation und will einen Gegenpol zu der überwiegend negativen medialen Berichterstattung darstellen.
Der Ausspruch „Afrika ist kein Land“ kommt entsprechend nicht von Ungefähr, da das Wissen über den Kontinent bei vielen Menschen – auch in Deutschland – gering ist. Die Wahrnehmung des Kontinents und dessen großer Bevölkerung konzentriert sich häufig auf Armut, Hungersnöte und Krieg und nicht auf das vielfältige Potential der sehr jungen Bevölkerung und die zahlreichen (medialen) Initiativen und Projekte in Afrika.
Initiative Wiki Loves Africa – ein jährlich statfindender Fotowettbewerb, um Wikipedia in Afrika bekannter zu machen und um Themen & Impressionen vom Kontinent zu veröffentlichen.
Folglich sehen sich (mediale) Projekte und Initiativen in Afrika mit schwierigeren Ausgangsvoraussetzungen konfrontiert, als dies in Europa oder in den USA der Fall ist: Einem hohen Maß an Unkenntnis im Ausland und unter anderem einer im Vergleich wesentlich schlechteren technischen Ausstattung in vielen Teilen der eigenen Bevölkerung. Diese schwierigen Ausgangsvoraussetzungen zeigen sich auch in der Zusammensetzung der bei Wikipedia tätigen Redakteure und Redakteurinnen. People of Color sowie Frauen sind kaum vertreten, was Einfluss auf die Themen der Plattform hat. Die Gründe dafür sind vielfältig und werden im Beitrag Wikimania-Konferenz in Kapstadt: Weiß, männlich, Wikipedia (Zeit Online, Juli 2018) beschrieben.
Pressefreiheit in Afrika
Young Global Leaders: AUFBRUCH AFRIKA – Wissen | Global 3000 | DW
Will man Menschen mit Informationen im eigenen Land und im Ausland versorgen, braucht man eine funktionierende unabhängige Presse sowie das finanzielle Potential in der Bevölkerung, um Presseprodukte zu erwerben – zwei Aspekte, die in Afrika Schwierigkeiten bereiten.
An anderer Stelle haben wir uns mit dem Thema Pressefreiheit in Europa bereits beschäftigt. Die Organsiation Reporter ohne Grenzen betrachtet in ihrer Rangliste zur Pressefreiheit 2018 auch Afrika und fasst folgendermaßen zusammen:
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In Tansania (93, -10) leben Investigativjournalisten gefährlich. Der Gründer einer populären Nachrichtenplattform wurde binnen eines Jahres Dutzende Male vor Gericht zitiert, um ihn über die Quellen seiner Berichte zu befragen. Ein Zeitungskorrespondent, der zu einer Serie von Morden an Polizisten und lokalen Regierungsvertretern recherchierte, verschwand im vergangenen November.
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Mauretanien (72, -17) hat sein Vorgehen gegen „Gotteslästerung“ noch verschärft: Gemäß einem neuen Gesetz steht darauf selbst dann die Todesstrafe, wenn der Delinquent Reue zeigt. Anlass für das Gesetz war der Fall des Bloggers Mohamed Cheikh Ould Mohamed. Dieser sitzt weiterhin im Gefängnis, obwohl er seine zweijährige Haftstrafe wegen „Ketzerei“ längst verbüßt hat.
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Der Sudan (174, unverändert) bleibt eines der Länder mit der weitreichendsten Zensur und Unterdrückung freier Berichterstattung weltweit. Zuletzt wurden dort einige Journalisten verhaftet und mehrere Medien geschlossen, die über Proteste gegen eine Erhöhung der Brotpreise berichtet hatten. Im Südsudan (144, +1) ist es inzwischen fast unmöglich, über den Bürgerkrieg zu berichten. 2017 wurden 20 ausländische Journalisten mit Einreiseverboten belegt.
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Nähere Informationen bietet die Nahaufnahme Afrika zur Rangliste Pressefreiheit 2018.
Die Einordnung des Zustandes der Pressefreiheit in den drei genannten afrikanischen Ländern zeigt einen bedenklichen Trend bzw. eine gleichbleibend schwierige Situation für die dortige Presse. Dies ist ein weiterer schwerwiegender Faktor, der die Information der eigenen Bevölkerung sowie des Auslands massiv einschränkt.
Die Deutsche Welle in Afrika
Young Global Leaders Afrika: Führen | Global 3000 | DW
Afrika ist der zweitgrößte Erdteil nach Asien und beheimatet 55 Länder. Mit Stand 2017 leben dort etwa 1,257 Milliarden Einwohner (Statista). Nigeria ist mit knapp 180 Millionen der bevölkerungsreichste Staat, die Seychellen mit 80.000 der bevölkerungsärmste. Auch die Einwohnerzahlen vieler Städte auf dem afrikanischen Kontinent sind beeindruckend: Kairo (Ägypten) ca. 15,7 Millionen, Lagos (Nigeria) 11,2 Millionen, Kinshasa (Demokratische Republik Kongo) 8,1 Millionen (Wikipedia Afrika). In Anbetracht dieser Dimensionen erstaunt es umso mehr, dass wir in Europa so wenig über Afrika wissen und den Kontinent häufig auf wenige Aspekte reduzieren.
Als Recherchequelle für diesen Beitrag unter dem Titel „Junges Afrika medial“ greifen wir auf die Expertise der Deutschen Welle (DW) zurück. Deren Hauptaufgabe liegt in der internationalen Aufbereitung und Verbreitung von Informationen über Deutschland, jedoch zudem in der Berichterstattung aus den kooperierenden Ländern und in der medialen und journalistischen Qualifizierung in Kooperation mit ortsansässigen Anbietern.
Die Deutsche Welle (DW) ist der Auslandssender Deutschlands. In journalistischer Unabhängigkeit vermitteln wir ein umfassendes Deutschlandbild, stellen weltweite Ereignisse und Entwicklungen aus europäischer Perspektive dar, greifen deutsche und andere Sichtweisen auf … Wir geben unser Know-how weiter. Seit mehr als 50 Jahren fördern wir Medienentwicklung weltweit, professionalisieren Medienschaffende. Nachhaltige Medienförderung – das ist das Leitmotiv der DW Akademie. Das umfasst auch ein interkulturelles Medientraining.
Um die Qualität privater und alternativer Medien zu stärken, konzentriert sich die DW Akademie in Burkina Faso besonders auf den journalistischen Nachwuchs und eine nachhaltige Strategie lokaler und regionaler Radios.
Die DW Akademie berät in 18 Ländern Afrikas klassische Medien, Bürgerradios und auch Blogger. Ziele sind die Stärkung qualitativ hochwertiger und freier Medien und die Professionalisierung von Ausbildungsstrukturen für Medienschaffende. Hinzu kommt die Beratung staatlicher Stellen und Nichtregierungsorganisationen auf politischer Ebene. Explizites Ziel der Akademie ist dabei die Stärkung der Medienkompetenz von jungen Menschen.
Im Folgenden werfen wir mithilfe der Deutschen Welle einen Blick auf mediengestützte Projekte und Initiativen, die es ermöglichen, (junge) Bilder und Stimmen aus Afrika zu sehen und zu hören, und die Journalisten, Filme- und Radiomacher bei ihrer Qualifizierung unterstützen.
Radio
Um ein wenig besser verstehen zu können, wie in Afrika mediale Arbeit funktioniert, schauen wir auf eine Studie der Deutsche Welle, die 2014 in Uganda durchgeführt wurde und die die Mediennutzung von jungen Menschen im Alter von 13 bis 24 Jahren im Fokus hat.
The results show that radio is still the most important medi-um in Uganda today. 94.6% of the participating young peoplefrom the aforementioned districts have access to a radio. Thereare, however, signs of a change in trend. Three quarters of therespondents also have access to a TV set, meaning television isno longer a minority media form in Uganda.The Internet is forging ahead too in urban areas and in the bet-ter-educated and higher-income demographic groups. Whileless than 10% of respondents reported owning a laptop or aPC, according to the survey, 24.5% of women and 41% of menstill have access to the Internet. They use their cellphones to goonline, go to Internet cafés, to friends, neighbors and family, orgo online in school or at work. Significant barriers to Internetaccess are the high costs and the availability of the technology,according to the survey participants.The study shows that girls and young women generally haveless access to the media compared with their male counter-parts. The less-educated and less-well-off classes also haveless access than the educated and those with better earnings,and there is, in addition, a town-country divide. The ability tospeak English, unsurprisingly, plays a key role in the access toand use of international media content.Information – Education – Participation – Media Use among Youth in Uganda
Anke Fiedler, Michael Meyen (2014)
Das Radio spielt auch 2018 eine wichtige Rolle bei der Information der Bevölkerung in Afrika und sollte somit auch der jungen Bevölkerung als stimmgebendes Instrument zur Verfügung stehen. Die Deutsche Welle führt entsprechende Projekte und Initiativen mit Kooperationspartnern durch, von denen wir im Folgenden einige Beispiele vorstellen.
Um Bürgerradios im ländlichen Raum zu unterstützen, ist die DW Akademie unter anderem in Ghana aktiv. Sie bietet Medienschaffenden Workshops zwecks praxisnaher Ausbildung an. Bereits 300 Journalistinnen und Journalisten nahmen an solchen Trainings teil, von denen einige Teilnehmer eine Alumni-Gruppe in Ghana zur nachhaltigen Verbreitung der medialen Kompetenz gründeten. Zielsetzungen sind die Verbesserung von Arbeitsbedingungen für Journalisten in Ghana, die Aufdeckung von Missständen im Journalismus und die gemeinsame Suche nach Lösungswegen. Zudem geht es den beteiligten Journalisten um die eigene Fortbildung. So wurde das Gründungstreffen der Alumni-Gruppe im Oktober 2017 für ein Mobile-Reporting-Training der DW Akademie genutzt, in dessen Rahmen mit dem Smartphone kleine Videos gedreht und geschnitten wurden. Eine Technik, die die Alumni direkt in ihre journalistische Arbeit übernehmen konnten.
Interview mit Claus Stäcker über die Deutsche Welle in Afrika, Global Media Forum 2018
Ein weiteres Beispiel für die Arbeit mit dem Medium Radio durch die Deutsche Welle ist das Format Crime Fighters. Dabei handelt es sich um Detektivgeschichten, die sich an die afrikanische Jugend richten und ernste Themen wie Cybercrime, häusliche Gewalt, Umweltverschmutzung und Drogen aufgreifen. Den jungen Zuhörern sollen mithilfe dieser fiktiven Geschichten kritische Alltagssituationen und mögliche Lösungswege aufgezeigt werden. Die afrikanischen Autor(inn)en Mukoma wa Ngugi (Kenia), Helon Habila (Nigeria) und Andrew Brown (Südafrika) schreiben gemeinsam mit Teammitgliedern der Deutschen Welle die Skripte der Geschichten. Schauspieler aus ganz Afrika vertonen die Episoden. Sendestart für „Crime Fighters“ war der Herbst 2015 – zunächst auf Englisch. Inzwischen können die Geschichten auch auf Französisch, Portugiesisch, Kisuaheli und Hausa empfangen werden. Die Episoden werden von rund 250 Partnersendern in Afrika ausgestrahlt. Aktuell produziert die Deutsche Welle auch Social-Media-Versionen und ist damit zusätzlich im populären sozialen Netz Mxit in Südafrika vertreten.
„Fast achtzig Prozent der Bevölkerung in Uganda sind junge Menschen unter 30 Jahren. Sie sind der Motor unserer Nation“, erzählt Moses Odokonyero. „Und trotzdem kriegen sie nicht so viel Aufmerksamkeit wie die Älteren.“ Gerade in den ländlichen Gegenden seien sie benachteiligt. Es gibt dort im Vergleich zu den Städten schlechtere Bildung und weniger Jobs. „Die jungen Menschen brauchen eine Plattform, auf der sie ihre Belange öffentlich diskutieren können“, so Odokonyero.
DW Akademie
Um weiterhin bedarfsgerechte Unterstützung im Rahmen der praktischen Radio-Medienarbeit bieten zu können, unterstützte die Deutsche Welle eine Datenerhebung zur Radionutzung. Der Journalist Moses Odokonyero bereiste 2016 im Auftrag der DW Akademie Uganda. Gesucht wurden neuartige Jugendradioformate zwecks Erarbeitung einer Bestandsaufnahme der Innovationen und Herausforderungen ugandischer Medienprojekte. Im Detail ging es darum festzustellen, welche innovativen Ideen und Konzepte in Uganda funktionieren und wo die Herausforderungen liegen. Die Ergebnisse nutzt die DW Akademie für die Weiterentwicklung ihrer Jugendradioprojekte und für die Identifizierung möglicher neuer Kooperationspartner.
„Eine Organisation, dessen Ansatz mir besonders gefiel, war die NGO ‚Community Empowerment, Eduaction &Development‘ (CEED) aus Gulu im Norden Ugandas.“ (Journalist Moses Odokonyero)
Die NGO hat eine Facebook-Seite für ihr Radioprogramm „Young Achievers Radio Programme“ (Radioprogramm für junge Entrepreneurs). Die Themen des Radioprogramms werden online gepostet, um eine Diskussion zwischen den jungen Leuten anzustoßen.
Befragt wurden zunächst elf Medienorganisationen sowie Einzelpersonen, die im Medienbereich tätig sind. Heraus kam, dass junge Erwachsene in Uganda sich für vielfältige Themen in den Medien interessieren und mehr Wissen und Informationen durch die Medien vermittelt bekommen wollen. Sport, Politik, Familie und Beziehungen, Gesundheitsthemen wie HIV und Schwangerschaft sind von großem Interesse. Zudem werden Beiträge zu den Themenbereichen Arbeitsmarkt und Beschäftigungsförderung gewünscht. Insgesamt wurde die geringe Beteiligung junger Erwachsener an der Gestaltung von Medienprogrammen bemängelt. Problematisch stellte sich zudem die Finanzsituation vieler Medienprojekte dar sowie ein Defizit vieler Organisationen an technischem Wissen: Insgesamt alles gute Gründe für die DW Akademie, weiterhin journalistische Schulungen und Initiativen für die junge Zielgruppe durchzuführen.
Afrika – In einer vom Krieg zerrissenen Region überwindet das Radio Grenzen
DW, 04.04.2018
Die DW Akademie unterstützt zudem das grenzüberschreitende Netzwerk von Radiosendern aus Uganda und Südsudan, Cross-Border Network (CBN), das Radiobeiträge zu Flüchtlingsfragen gemeinsam nutzen und streuen will. Zielsetzung ist es, relevante Informationen aus Flüchtlingslagern zu senden, indem Beiträge mit Radiosendern in Nord-Uganda und der südlichen Region des Südsudans geteilt werden. Dabei geht es um praktische Informationen, die helfen, den Alltag im Flüchtlingslager zu organisieren, aber auch um Berichte aus den Flüchtlingslagern in die Heimatregionen.
Aktuelle Projekte des URN sind:
Training and Internships
The Mentoring Program
URN Conflict Sensitive Journalism Project
Youth Debates program with Twaweza
The School Capitation Grant with Twaweza
Health Programming for Radio with PRB
Neben der Arbeit der DW Akademie im Bereich Radio gibt es selbstverständlich zahlreiche andere Medienorganisationen in Afrika, die im Bereich Radio tätig sind. Das URN – Uganda Radio Network ist Ugandas größtes Radionetzwerk mit 80 Radiostationen. Das Netzwerk bietet aktuelle Nachrichten, Reportagen, wöchentliche Analysen politischer und gesellschaftlicher Themen Ugandas, umfangreiches Fotomaterial, Interviews durchgeführt durch bekannte Nachrichtenjournalisten Afrikas und nicht zuletzt Trainings für (angehende) Journalisten und kleinere und mittlere Medienorganisationen. Auf der Website findet sich unter anderem ein Blog mit zahlreichen (Hör-)Beiträgen.
Film & Video
Die Frage, wie viele Filme, die in Afrika von afrikanischen Drehbuchautoren und afrikanischen Produktionsfirmen produziert wurden, die man kennt, dürften die meisten Europäer mit der Zahl Null beantworten. Dabei ist gerade das Medium Film gut geeignet, um Informationen und Emotionen zu kombinieren und Menschen bildhaft in eine andere (fremde) Welt zu versetzen. Ändern kann man dies unter anderem durch den Besuch des jährlich stattfindenden Afrika Film Festivals in Köln.
Superhelden-Film aus Kenia: Tom Tykwer präsentiert „Supa Modo“
Weltpremiere auf der Berlinale: Das von der DW Akademie ko-produzierte Spielfilmdrama „Supa Modo“ wurde am 18. Februar erstmals gezeigt – und vom Publikum begeistert aufgenommen.
Die Initiative OneFineDayFilms ist ein Zusammenschluss mehrerer Partner mit dem Ziel, afrikanische Filmemacher in ihrer Kompetenz zu stärken und Nachwuchs auszubilden. Kooperationspartner sind neben der DW Akademie:
- GINGER INK (Kenia) – eine seit langem bestehende Produktionsfirma, die auf dem gesamten afrikanischen Kontinent tätig ist.
- Rushlake Media (Köln) – ein Beratungsunternehmen für Filmproduzenten in Marketingfragen.
- The Festival Agency TFA (Paris) – eine weltweit tätige Vernetzungsagentur für Filmfestivalorganisatoren, Kulturzentren und unabhängige Kinos mit dem Ziel, eine möglichst große Film-Vielfalt abzubilden.
- International Film Festival Rotterdam (IFFR) – eines der größten Zuschauer- und Produzentenfilmfestivals der Welt, welches zudem afrikanischen Filmemachern die Teilnahme an Produktionstrainings-Workshops in Rotterdam ermöglicht.
Abseits größerer Filmproduktionen wird auch in Afrika das Medium Video für die mediale Arbeit mit jungen Afrikanerinnen und Afrikanern genutzt.
Bruktawit Tigabu, die Macherin der Videoreihe „Tibeb Girls“, ist Lehrerin und hat sich zum Ziel gesetzt, möglichst viele Mädchen und Jungen in Afrika über das Thema Zwangsheirat aufzuklären. Um auch Kinder, die nicht bei ihr im Unterricht sitzen, zu erreichen, schuf sie Superhelden-Comic-Episoden mit weiblichen Hauptrollen, die das Thema Zwangsheirat aufbereiten und auf diese Weise positive weibliche Rollenbilder zur Verfügung stellen. Die Tibeb Girls sind Teil des von ihr gegründeten Unternehmens Whiz Kids Workshop, das Bildungsmedien für Kinder und junge Leute erstellt. Neben den Tibeb Girls entstehen zudem dort Folgen der drei Kinderfernseh-Shows: Tsehai Loves Learning, Involve Me – Watch Me, Little Investigators. Themen sind neben der Zwangsheirat Aspekte der Gesundheitserziehung sowie die Gleichberechtigung von Frau und Mann.
Fikir spürt ein Stechen im Herzen. Irgendwo in der Nähe braucht ein Mädchen dringend Hilfe, das weiß sie. In Windeseile verwandeln sich Fikir und ihre zwei Freundinnen in Superheldinnen.
Die Äthiopierinnen tragen traditionelle weiße Kleider, bunte Umhänge und – wie es sich für Superhelden gehört – Masken. Hand in Hand fliegen sie durch die Luft, um die zwölf Jahre alte Schulkameradin Hanna vor ihrem bitteren Schicksal zu bewahren – der Kinderheirat.
„Tibeb Girls“: Mit Zeichentrickfilmen gegen Tabus
Zeit online, 31.01.2018
Internet
… das digitale Zeitalter ist längst auf dem afrikanischen Kontinent angekommen. Die Digitalisierung eröffnet neue Zugänge zu Information und Wissen. Doch nicht für alle. Denn die Mehrheit der Afrikaner kann ihr Recht auf Meinungsfreiheit nur eingeschränkt wahrnehmen. Besonders benachteiligt: die ländliche Bevölkerung, Frauen und Jugendliche. Doch deren Themen sind Schlüsselthemen für die Entwicklung des gesamten Kontinents, sie stehen im Fokus der Medienentwicklung.
Deutsche Welle
Kontraproduktiv wirkt bei der Förderung der Anteile der Internetnutzer in der afrikanischen Bevölkerung aktuell die Besteuerung der Nutzung von Facebook in Uganda.
Die Anteile der Internet-Nutzer in den afrikanischen Ländern differieren sehr stark. Vorreiter in der Internetnutzung war 2017 laut Statista Kenia. Das Schlusslicht bildete Angola. Zusätzlich zu den regionalen Unterschieden sind Frauen und Jugendliche seltener online engagiert, sodass die Deutsche Welle internetgestützte Projekte durchführt, die sich gezielt an diese beiden Bevölkerungsgruppen wenden.
Im Folgenden möchten wir ein paar ausgewählte internetgestützte Projekte und Initiativen vorstellen:
Die Initiative Women@Web: Mehr Schutz für Frauen im Netz veranstaltete 2017 eine Expertentreffen in Nairobi zum Thema „Mehr Schutz für Frauen im Netz“. In diesem Rahmen wurden Frauen in Nairobi auf der Straße zur Nutzung des Internet befragt. Zielsetzung der Initiative ist es, Frauen zu motivieren, das Internet für sich zu nutzen, und ihnen gleichzeitig Strategien an die Hand zu geben, sich vor Übergriffen zu schützen. Geplant ist zudem eine Studie, die aufzeigen soll, wie viele Frauen in Ostafrika das Internet nutzen, wie viele ein eigenes Smartphone besitzen, aber auch, welche Plattformen sie regelmäßig nutzen und wie sie mit Gewalt und Bedrohungen im Internet umgehen.
Das MATS (Media Arts Technology Studies of the College of the Arts in Windhoek) gründete 2015 die Initiative MiLLi* – Media and Information Literacy Learning Initiative. Sie beheimatet 40 Partner-Jugend-Organisationen, mit dem Ziel, Medien- und Informationskompetenz zu vermitteln. Die Wissensvermittlung erfolgt in vier Strängen: Summer School, Certificate Course, Youth Network und Facilitators Network. Die DW Akademie kooperiert in dieser Initiative mit dem College of the Arts (Windhoek) und dem National Youth Council of Namibia.
eco@africa makes debut on DW | DW News, 01.04.2018
Eine andere thematische Ausrichtung hat die Informationsplattform Eco-at-Africa — The Environment Magazine. Hier informiert ein junges Team über Initiativen, die den Umweltschutz in Afrika und der Welt voranbringen wollen. Im Rahmen des Projektes entstehen regelmäßig Sendebeiträge, die Themen wie Abholzung, wachsende Wüstengebiete und Artenschutz global einordnen. Junge Moderatoren stellen Initiativen vor, die für die zahlreiche junge Bevölkerung Afrikas zukunftsweisend, weil nachhaltig sind. Initiator des Projektes ist die Deutsche Welle.
Young and energetic
77 percent of the population in Sub-Saharan Africa is younger than 35 – that’s around 770 million people. A generation of confident, dynamic people which can shape the future of Africa. But many don’t have economic opportunities in their own country and dream of a brighter future in Europe: Many of those risking their lives to cross the Mediterranean are also part of the 77 percent. (Deutsche Welle)
Afrika hat mit 77 Prozent einen sehr hohen Bevölkerungsanteil junger Menschen unter 35 Jahren. Die Deutsche Welle greift diese Zahl in dem Projekttitel #The77Percent auf. Die Plattform will zu einer festen Adresse für den Austausch der jungen Generation werden und ihnen die Gelegenheit geben, ihre Geschichten zu erzählen, über ihre Zukunftsträume zu berichten und die Herausforderungen junger Menschen in Afrika zu benennen. Die Projekt-Website bietet Raum für die Geschichten. In zahlreichen Videos berichten junge Menschen aus ihrem Leben. Auf Facebook können die jungen Teinehmer und Teilnehmerinnen miteinander ins Gespräch kommen, debattieren oder auch einfach nur den Beiträgen folgen.
Unter dem Titel Multimediale Berichterstattung in Somaliland organsisierte die DW Akademie 2017 erstmals eine Qualifizierung für Journalisten in diesem Land. Zielsetzung des Praxisworkshops war die Vermittlung von journalistischen Grundlagen, um den zivilgesellschaftlichen Dialog zu stärken. Thematisch ging es um die junge bedarfsgerechte Aufbereitung von Themen wie etwa Wassermangel, Ernteausfälle und Landflucht. Die DW Akademie initiierte den Praxis-Workshop gemeinsam mit der Somaliland Journalists Association (SOLJA). Gearbeitet wurde crossmedial mit TV- , Radio- und Printjournalismus unter Einbeziehung multimedialer Formate und unter besonderer Einbindung von Social Media.
Medienübergreifend engagiert sich die Initiative „Tell the story! – Idea Lab zu konfliktsensibler Berichterstattung in Ostafrika“. In Ostafrika organisierte die DW Akademie im September 2017 ein Training zu konfliktsensibler Berichterstattung und professioneller Recherche. In dessen Rahmen tauschten sich Journalisten aus sechs afrikanischen Ländern aus. Eingebettet ist die Schulung in ein sechsmonatiges Langzeittraining der DW Akademie für 18 Journalistinnen und Journalisten aus Print, Online, Fernsehen und Radio. Es geht um Fakten und Fehlinformationen sowie um Vertrauen in den Journalismus.
Fazit
Weltweit engagieren sich junge Menschen für globale Themen. Medien sind dabei ein gutes Vehikel, um Informationen und Vernetzung zu verbreiten und zu intensivieren. Das (häufig vorhandene) technische Know-how und der selbstverständliche Umgang der jungen Generation mit Medien aller Art sind hierfür gute Voraussetzungen.
Wünsche, Ängste und Sorgen der jungen Generation ähneln sich häufig. Bildung, Sicherheit und Frieden sind globale Bedürfnisse, die es gilt auszusprechen, um sich Gehör zu verschaffen und über Gemeinsamkeiten aufzuklären, die zu Vernetzung und Verständnis führen können. Junger Journalismus, der weltweit auf gut erreichbaren und bekannten medialen Kanälen zu finden ist, ist dafür wichtig und wünschenswert. Realistische Bilder über das Leben in anderen Ländern können so transportiert werden.
Die technische Ausstattung (junger) Menschen und die Möglichkeiten zur Qualifizierung sind jedoch international unterschiedlich. Politische Systeme, die Möglichkeiten zur Meinungsäußerung und zur Information differieren zudem sehr stark. Initiativen, die die junge Generation stärken, qualifizieren und ausstatten, sind entsprechend sinnvoll.
Die Deutsche Welle übernimmt hier eine wichtige Rolle, indem sie sich nicht nur um das Bild von Deutschland im Ausland kümmert, sondern auch dafür sorgt, dass junge Menschen in Afrika journalistisch qualifiziert und gestärkt werden, damit auch wir in Deutschland ein junges und aktives Bild von Afrika erleben dürfen.
Dieser Beitrag ist Teil unseres Jahresthemas ’18 „Globales Leben“. |