Von Maria Roca Lizarazu/ NRW denkt nach(haltig)
In letzter Zeit stößt man im Internet auf einige Aktionen und Kampagnen, die sich vor allem durch das Angebot auszeichnen, mit nur wenigen Mausklicks einen Beitrag zur Verbesserung der Welt zu leisten.
So zum Beispiel die Kampagne 350Challenge, die von Brighter Planet und 350.org ins Leben gerufen wurde. Die Kampagne richtet sich speziell an Blogger, die dazu aufgefordert werden, eine Grafik in ihren Blog einzubinden – im Gegenzug verspricht Brighter Planet, im Namen des Bloggers 350 Pfund CO2 zu kompensieren.
Wie das genau funktioniert und woher die Gelder für die Aktion kommen, ist mir immer noch nicht ganz klar. Eine Stärke der Kampagne liegt aber sicherlich darin, dass sie auf den Klimawandel und auf Möglichkeiten zum Klimaschutz aufmerksam macht.
Auch heelp.de verspricht viel Hilfe und wenig Aufwand, und wirbt sogar damit, dass man hier „ohne einen finanziellen oder zeitlichen Aufwand“ spenden kann. Eigentlich handelt es sich bei heelp um eine ganz normale Suchmaschine – nur dass man beim Suchen auch noch Gutes tut. Dafür muss man vor jeder Suche eine Organisation auswählen, die dann pro Suchanfrage mit mehr als einem Cent bespendet wird. Finanziert wird das ganze durch Werbung in den Suchergebnissen – von der AOK oder Unitymedia zum Beispiel.
Greenpeace hat vor wenigen Wochen erst eine 24-Stunden-Demo zum Thema erneuerbare Energien organisiert – und das online. Um sich in die Demonstrantenschar einzureihen, bedurfte es lediglich eines Facebook- oder Twitter-Accounts, über den Botschaften auf virtuelle Transparente befördert werden konnten. Laut Website zur Demo machen inzwischen 10119 Leute bei der Aktion mit – ob es bei einer Offline-Demo genauso viele geworden wären? Angesichts dieser Aktionen stellt sich die Frage, ob es sich hierbei um die Zukunft der Nachhaltigkeitsarbeit handelt oder um eine Art Fast-Food-Aktivismus, der wenig abverlangt und trotzdem gut fürs Gewissen ist. Ist das aber andererseits nicht unwichtig, solange man auf diesem Weg möglichst viele Leute dazu bringt, sich für das Thema Nachhaltigkeit einzusetzen, egal in welcher Form? Und inwiefern sind die Formen des Internet-Aktivismus vielleicht auch ein Weg, um gerade das Thema Nachhaltigkeit in einem breiteren gesellschaftlichen Kontext zu verankern und vom Bild des Ökospießers wegzukommen?
Zweifelsohne ist das Internet zu einem wichtigen Medium auch im Bereich der Nachhaltigkeitsarbeit geworden. Allerdings muss man wohl unterscheiden zwischen Projekten wie zum Beispiel der GreenAction-Plattform, die an der Verknüpfung von On- und Offline-Aktivismus arbeitet und dem One-Click-Protest, der wohl kaum nachhaltige Wirkungen erzielt (GreenAction war übrigens auch Thema bei der re:campaign).
Es ist deshalb noch lange nicht falsch, eine Suchmaschine wie heelp zu nutzen oder sich an einer Online-Demo zu beteiligen – die Frage ist nur, ob es damit getan ist. Das Internet kann und muss das Spektrum der Nachhaltigkeitsarbeit wesentlich erweitern und ergänzen, ersetzen sollte es klassischere Aktionsformen – wie zum Beispiel die Demonstration – allerdings nicht. Ein bisschen mehr als ein Mausklick sollte also schon drin sein, wenn man etwas tun will für eine bessere Welt.
Weiterführende Informationen:
Auch der ZEIT ONLINE-Talk hat sich vor einiger Zeit mit der Frage nach dem Engagement 2.0. beschäftigt – unter anderem gab es auch eine Gesprächsrunde zur Öko-Bewegung im Netz.