„Coding is just too rational, when I’m this emotional“ Das ist eine der ‚Theorien‘, warum Frauen nicht programmieren können. Sie stammt aus einem Video der Kampagne Girls Who Code. Sie hat zum Ziel genau diese Stereotypen abzubauen, die Frauen davon abhalten das Programmieren zu erlernen.
Mehr über Coding Kurse für Frauen in aller Welt im Kapitel „Frauen und Medien international“
„Django Girls“, „Rails Girls“ oder „PyLadies“; für fast jede Programmiersprache gibt es mittlerweile Kursangebote, die sich gezielt an Mädchen oder Frauen richten, um sie kostenlos oder zu geringen Gebühren an das Programmieren heranzuführen oder neue Fähigkeiten zu vermitteln.
In Großbritannien sorgt unter anderem die gemeinnützige Organisation „Code First Girls“ dafür, dass Frauen die Hemmschwelle überwinden, die den männlich dominierten Bereich des Programmierens umgibt. Gegründet wurde Code First Girls Ende 2012 als Teil von Entrepreneur First, einem Unterstützungsangebot für Unternehmer(innen) im Technologie-Bereich, für das sich zu diesem Zeitpunkt nur wenige Frauen bewarben. Deshalb richtet sich „Code First Girls“ gezielt an Frauen, die in der universitären Ausbildung sind oder bereits im Beruf stehen und sich eine Karriere im Technikbereich vorstellen können. Die Kurse werden an verschiedenen Universitäten kostenlos angeboten sowie in den Ballungszentren des Landes. Seit der Gründung von „Code First Girls“ wurden bereits kostenlose Coding-Kurse im Wert von etwa zwei Millionen Pfund durchgeführt.
Im Webdevelopment-Kurs für Anfängerinnen am Birkbeck College London 2017 treffen sich Studentinnen aus allen Fachrichtungen und Ausbildungsstufen. Die Bachelor-Studentin der globalen Zusammenarbeit lernt neben der bald diplomierten Physikerin, die Psychologie-Doktorandin neben der Hobby-Historikerin. Dass einige der Studentinnen aufgrund ihres Faches bereits mit Programmierkenntnissen in den Kurs kommen, schüchtert zunächst ein. Nicht einschüchternd dagegen sind die jungen Coder und Coderinnen – eine davon selbst Code First Alumna – die nach Feierabend ehrenamtlich ihre Programmiererfahrung teilen.
Über acht Wochen erklären sie den Teilnehmerinnen die Sprachen, die für das Programmieren von Webseiten relevant sind: Die Hypertext-Markup-Language (HTML), die Grundlage jeder Webseite, die Cascading Style Sheets (CSS), die Farbe und Struktur in den Hyper-Text bringt und JavaScript, mit der Seiten interaktiv werden. Erklärt wird allerdings nur die Hälfte der Zeit, denn von Anfang an ist der Kurs auf „learning by doing“ ausgelegt.
Ein Text-Editor wie Atom, der das Schreiben der Programmiersprache erleichtert, ist schnell installiert. Ebenso „Github“, eine kostenlose Software mit zugehöriger Webplattform, über die gemeinsam an Coding-Projekten gearbeitet werden kann und über die sie auch veröffentlicht werden können. Dank vieler Selbstlernangebote im Web, wie W3Schools (englisch) oder SelfHTML (deutsch) und unzähligen Youtube-Tutorials, experimentieren die Teilnehmerinnen schnell selbst mit HTML-Tags und den CSS-Styles. Einmal als „.html“ abgespeichert, lässt sich der Code aus dem Texteditor in jedem Browser darstellen.
Schon nach wenigen Zeilen führt das Drücken der „F5“ zum erneuten Laden einer Website zum sichtbaren Erfolg.
Dass beim Programmieren nicht jeder das Rad neu erfinden muss, machen die Expert(inn)en von Anfang an deutlich. Schöne und funktionale CSS-Styles, die mit dem HTML verknüpft werden können, gibt es zum Teil kostenlos bei CSS-Zen-Garden. Dort lässt sich auch mit nur einem Klick ausprobieren, wie ein neues Stylesheet das Aussehen der Seite komplett verändert. „Bootstrap“, ein bei Twitter entwickelter Grundstock an Elementen von Webseiten, kann über eine einzige Zeile Code in die eigene Webseite geladen werden. Mit diesen Bausteinen führt das Programmieren schnell zu einem ansehnlichen Ergebnis, wie diese Schritt-für-Schritt-Anleitung für eine persönliche Profilseite zeigt.
Auf der Basis der ersten Erfahrungen mit HTML, CSS und Bootstrap konzipieren die Teilnehmerinnen auch schon ab der vierten Woche ihre eigenen Webseiten, an denen sie über die folgende Zeit gemeinsam arbeiten: Eine Informationsseite für Kinder über Politik, ein Guide durch London für gestresste Studenten oder der Entwurf eine Webseite, auf der junge Coderinnen gemeinnützigen Organisationen anbieten kostenlos eine Seite zu programmieren.
Web-Entwicklung-Services erst einmal kostenlos anzubieten, ist auch ein Tipp der erfahrenen Coder, denn beim Programmieren bringt die Übung den besten Lernfortschritt. So können sich Anfänger(innen) zum Beispiel beim FreeCodeCamp ausprobieren und dabei Non-Profit-Projekte unterstützen.
Während es mit HTML und CSS schnell voran geht, ist JavaScript eine Herausforderung für Anfängerinnen, denn neben den nötigen Befehlen muss auch die Logik der Sprache und ihre Umsetzung im Code erlernt werden. Programmieren ist rational. Aber beim selbst-geleiteten Lernen ein Projekt im Kopf und ein Ziel vor Augen zu haben, lenkt auch die Neugier und die Kreativität. Das Gefühl mit jeder Zeile Code einen Schritt weiter zu kommen, ist der beste Motivator. „Trial and Error“, so zeigt sich, sind die besten Lehrer und wenn sie nicht weiterhelfen, dann die Coder-Community im Netz, zum Beispiel im Forum „Stack Overflow“.
Nach den acht Wochen Kurs können alle Teilnehmerinnen auf eine erste, öffentlich sichtbare Website stolz sein und sind gerüstet für weitere Programmierkurse, eigene Experimente und mehr selbst-gesteuertes Lernen. Die besten Webseiten, die aus den Kursen entstanden sind, werden auf der Homepage von Code First Girls präsentiert.
Selbstlernangebote
Deutschsprachige Webdevelopment Tutorials auf Youtube.
In Deutschland bietet unter anderem das Hasso-Plattner Institut offene Online-Kurse an, mit denen man Programmieren lernen kann. Speziell an Kinder und Jugendliche richtet sich das kostenlose Kursangebot von code.org.
Ganz oder teilweise kostenlose englischsprachige Programmierkurse gibt es z. B. bei:
Auf Udacity macht die Stanford University einige ihrer Computer-Science-Kurse kostenlos online zugänglich.
Codebar ist eine weitere englischsprachige Ressource, um das Programmieren zu erlernen, passende Workshops werden aber auch in Berlin angeboten.