Aktuell gibt es über 200 Medienberufe. In den vergangenen Jahren sind für die Medienbranche zahlreiche neue Ausbildungsgänge geschaffen worden. Ob Kamera oder Requisite, Drehbuch oder Aufnahmeleitung, Maske oder Regie – den Berufsanfänger(inne)n steht eine Vielzahl branchenspezifischer Ausbildungsberufe und Studiengänge zur Verfügung.
Auf den Jugend-Hackt-Veranstaltungen der Open Knowledge Foundation sind immer auch Plätze für technikbegeisterte Mädchen reserviert.
Ausbildungsberufe im Medienbereich gibt es zahlreiche:
- Mediengestalter(in) Bild und Ton,
- Mediengestalter(in) für Digital- und Printmedien,
- Kaufleute für audiovisuelle Medien,
- Fachkraft für Veranstaltungstechnik, Maskenbildner(in),
- Veranstaltungskaufleute, Bühnenmaler(in) und -plastiker(in),
- Medienkaufleute Digital und Print sowie
- Kaufleute für Marketingkommunikation.
Auch steht eine Fülle medienspezifischer Studiengänge bzw. -fächer zur Auswahl, wie etwa: Design, Regie, Schauspiel, Drehbuch, Produktion, Medienwirtschaft, Medienwissenschaft, Medientechnik, Medieninformatik sowie Journalistik.
Das Magazin EditionF stellt 25 Frauen vor, die unsere Welt besser machen.
Die Auswahl in der Medienbranche ist somit groß. Dies spiegelt sich jedoch nicht in den zehn beliebtesten Ausbildungsberufen von jungen Frauen wider. Hier tummeln sich nach wie vor die Kauffrau für Büromanagement, die Verkäuferin und die Bankkauffrau. Nun ist gegen diese Berufe nichts zu sagen, jedoch prägen Medien(inhalte) unser modernes Leben in einer sehr ausgeprägten Weise und diese Inhalte werden wiederum von den Menschen geprägt, die sie machen. Es ist also enorm wichtig, dass sich Frauen und Männer beziehungsweise Mädchen und Jungen wiederfinden und abgebildet werden sowie gleichberechtigt die Chance haben, aktiv mitzuwirken und zu gestalten.
Der IAB-Kurzbericht Frauen und Männer am Arbeitsmarkt (Nr. 4, Februar 2015) zeigt: Traditionelle Erwerbs- und Arbeitszeitmuster sind nach wie vor verbreitet.
Betrachtet man den Arbeitsmarkt in Deutschland bzw. die Quote der Berufstätigen nach Geschlecht, sieht man, dass aktuell nahezu genauso viele Frauen wie Männer erwerbstätig sind. Jedoch arbeiten Frauen weiterhin deutlich häufiger in Teilzeit als Männer. Die Gründe für diese Unterschiede liegen zumeist in der Familie, etwa in der Betreuung von Kindern und pflegebedürftigen Angehörigen.
Immer noch gilt landläufig die „Babypause“ als Karrierekiller. Diese Einstellung hat dabei nicht nur Auswirkungen auf Frauen, sondern auch auf Chef-Etagen und die dort angesiedelte Personalplanung für die Führungsebene. Zudem gehen junge Frauen oft bereits mit diesem Wissen in die Berufsplanung. Gleichzeitig gibt es in Deutschland eine hohe Zahl qualifizierter Frauen mit gymnasialen Schulabschlüssen sowie Ausbildungs- und Studienabschlüssen, die keineswegs schlechter ausfallen als die von Männern. Auch verdienen Frauen im Durchschnitt 21 Prozent weniger als Männer. Der Equal Pay Day markiert deshalb jährlich symbolisch den Tag bis zu dem Frauen umsonst arbeiten, während Männer schon seit dem 1. Januar für ihre Arbeit bezahlt werden.
ProQuote – Straßenumfrage
Die Medienbranche stellt häufig besondere Herausforderungen für die Arbeitnehmer(innen) dar. Flexibilität, Mobilität und Erreichbarkeit werden vorausgesetzt – eine Herausforderung für alle Beteiligten und eine organisatorisch besonders schwierige Situation für Mütter. Die Zahl der Frauen in Führungspositionen deutscher Zeitungsredaktionen ist entsprechend gering: 95 Prozent der Chefredakteure aller 100 Regionalzeitungen in Deutschland sind Männer und auch unter den Stellvertretern sind nur 18 Prozent Frauen. Für die Frage, warum so viele Entscheidungen in der Medienbranche von Männern getroffen werden und warum eine Quote für die Chefetagen notwendig ist, nennt ProQuote zehn schlüssige Gründe. ProQuote hinterfragt hier die Abläufe bei der Vergabe von Führungspositionen kritisch und nennt die Vorteile, die eine vermehrte Besetzung von leitenden Stellen durch Frauen mit sich bringt.
Maren Weber, Vorsitzende von ProQuote Medien e.V., erläutert im folgenden Interview ihren Weg in die Medien, die aktuelle Präsenz von Frauen in Medienberufen und die wichtigsten Gründe, warum sie für eine Frauenquote in den deutschen Chefredaktionen eintritt.
„Ich bin sicher, je mehr Frauen in den Führungsetagen von den Medien sitzen, desto mehr verändert sich auch, wie die Frau in den Medien dargestellt wird.“ Maren Weber
Auch in anderen Medienbereichen sind die beruflichen Rollen zwischen den Geschlechtern ungleich verteilt. Im Feburar 2017 veröffentlichten ARD und ZDF die von ihnen in Auftrag gegebene Studie „Gender und Fernsehfilm“, für die das Fraunhofer-Insitut und die Universität Rostock die Geschlechterverteilung in der Produktion von Fernsehfilmen der Sender zwischen 2011 und 2015 untersuchte. Es zeigt sich: Während die Arbeit am Kostüm für die Produktionen von Frauen dominiert wird, sind fast ausschließlich Männer für Ton und Kamera verantwortlich. Aber Geschlechterunterschiede zeigen sich nicht nur in den technischen TV-Berufen: Die Drehbücher der Fernsehfilme aus dem Beobachtungszeitraum wurden zu 62 Prozent von Männern verfasst. Im Bereich Regie, gibt es deutlich mehr Absolventinnen als später in der TV-Regie tätige Frauen: Vor 15 bis 20 Jahren waren nur 56 Prozent der Regie-Absolventen männlich, heute führen aber in 83 Prozent der analysierten Filme Männer die Regie. Neben der statistischen Auswertung wurden für die Studie auch Interviews mit Fernsehschaffenden geführt. Hier zeigt sich zum Beispiel, dass Männer als die sicherere Wahl für ein gelungenes TV Projekt gelten:
Für weibliche Filmschaffende wirkt sich diese Risikoaversion besonders negativ aus, da durch stereotype Zuschreibungen von Charaktereigenschaften und Kompetenzen Männern eher Erfolg zugeschrieben wird als Frauen.
(Studie Gender und Fernsehfilm, S. 8)
Geeignete Rollenmodelle für Mädchen in der Berufsorientierungsphase sind entscheidend. Initiativen wie der Girls’Day – Mädchen-Zukunftstag setzen hier an und wollen den Anteil von Mädchen und Frauen in IT, Handwerk, Naturwissenschaften und Technik erhöhen, in denen Frauen bisher eher selten vertreten sind. Am Girls’Day öffnen Unternehmen, Betriebe und Hochschulen in ganz Deutschland ihre Türen für Schülerinnen ab der 5. Klasse. Zudem begegnen diese weiblichen Vorbildern in Führungspositionen aus Wirtschaft und Politik.
Girls’Day „Typisch weiblich?“
Es gibt zahlreiche Initiativen, die sich der Frauenförderung verschrieben haben und damit ein Zeichen setzen, dass Gleichstellung und beruflicher Erfolg längst noch nicht geschlechterunabhängig sind. Denn auch wenn Mädchen in der schulischen Bildung keine Defizite aufweisen – im Gegenteil -, erschweren ihnen traditionelle Frauen- und Familienbilder sowie gläserne Decken in Unternehmen den Ein- und Aufstieg.
Nun handelt es sich bei den zahlreichen Berufsbildern in der Medienbranche nicht nur um technisch orientierte Aufgabenbereiche, wie Programmierung, Systemadministration, Filmschnitt usw., sondern es gibt auch Jobs wie den Journalismus im Web- sowie im Printbereich. Hier gibt es viele Frauen, jedoch geht ihr Anteil auf dem Weg in die Chefetagen massiv zurück. Networking und geeignete Vorbilder helfen entscheidend weiter bei der Gestaltung der eigenen Biografie – dies gilt für Jungen und Mädchen. Während Jungen jede Menge Vorbilder in Beruf und Karriere umgeben, müssen Mädchen häufig ein wenig länger suchen, um eine Inspiration für den eigenen beruflichen Weg zu finden.
Mehr zu den beruflichen Rollenbildern von Frauen im Kapitel „Frauenbilder in den Medien“.
Im Folgenden stellen wir einige ausgewählte Projekte und Initiativen vor, die sich der Chancengleichheit von Frauen besonders im Bereich der Medienberufe widmen.
Digital Media Women
Die Digital Media Women (#DMW) sind ein „Netzwerk von Macherinnen“. Sie setzen sich für mehr Sichtbarkeit von Frauen auf den Bühnen und Podien der digitalen Welt ein. Ihr Ziel ist es, dass Frauen gleichberechtigt teilhaben und sichtbar Einfluss nehmen. Daher bieten die DMW zum Beispiel auch eine Datenbank von Expertinnen zu Medien- und IT-Themen, die für Vorträge oder Podiumsdiskussionen gebucht werden können. Die #DMW sind in verschiedenen Metropolregionen Deutschlands vertreten, wo sie regelmäßig Workshops (#DMW Academy) und Netzwerktreffen veranstalten. Online vernetzen sich aktuell mehr als 8.500 Frauen und Männer über die Facebook-Gruppe der Digital Media Women.
Competentia NRW
In den in vielen Regionen Nordrhein-Westfalens beheimateten Kompetenzzentren Frau & Beruf können sich kleine und mittlere Unternehmen dabei beraten lassen, wie man weibliche Fachkräfte gewinnt und sie zum Beispiel in Fragen der Vereinbarkeit von Familie und Beruf unterstützen kann. Die Kompetenzzentren sind Teil der Landesinitiative „Frau und Wirtschaft“ des Ministeriums für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter des Landes Nordrhein-Westfalen.
Medienfrauen NRW
Das Grimme-Institut führt seit einigen Jahren die Veranstaltung Medienfrauen NRW durch und gibt jungen Frauen in der Berufsorientierung die Gelegenheit, erfahrene Frauen aus der Medienbranche kennenzulernen und mit ihnen im Rahmen von Workshops zu arbeiten. Die Veranstaltung, die am 3. November 2016 stattfand, ist Anlass für die Veröffentlichung des vorliegenden Dossiers, das in den nächsten Wochen noch erweitert wird. Die Informationen und Diskussionen der Veranstaltung sind im Live-Blog der Medienfrauen NRW dokumentiert.
Weiterlesen: Frauenbilder in den Medien