Viele kostenlose E-Learning-Angebote richten sich speziell an Flüchtlinge, die erste Schritte in der deutschen Sprache machen wollen. Ebenso gibt es für sie innovative, mediengestützte Weiterbildungsmöglichkeiten, die bis zum Universitätsabschluss führen können.
Mit Hilfe des Lernportals „Ich will Deutsch lernen“ des Deutschen Volkshochschul-Verbandes können Migrantinnen und Migranten, die derzeit keinen Platz in einem Integrations- bzw. Deutschkurs finden, Deutsch lernen. Das Portal bietet ein umfassendes Lernangebot für Anfänger(innen) und Fortgeschrittene. Es steht für Einzelpersonen sowie für den Einsatz in Schulen und Erwachsenenbildung kostenfrei zur Verfügung. Die fachliche Online-Betreuung für Lernende ohne Kurs liegt in den Händen erfahrener Sprachlehrkräfte. Über 25.000 aktive Lerner(innen) sind bereits registriert.
Der Landesverband der Volkshochschulen des Saarlands dokumentiert im Video-Blog perspektiven.saarland, wie Sprach- und Integrationskurse für neu Angekommene ablaufen. Sowohl die Menschen, die die Kurse leiten und organisieren, als auch die Teilnehmenden kommen zu Wort.
Wie läuft eine Sprachprüfung in der VHS ab? Der Video-Blog zeigt es.
Ziel des Video-Blogs ist es, eine wertschätzende Auseinandersetzung mit Zuwanderung und Integration zu unterstützen. Die Gespräche, z.B. mit Geflüchteten aus Syrien, setzen der negativen Meinungsmache im Netz einen Eindruck von den Menschen entgegen, die mit ihren Hoffnungen, Ängsten und ihrem Engagement nach Deutschland kommen. Die Filme werden von Studierenden der Universität des Saarlands erstellt.
Im Rahmen des Projekts „mitreden“, einer Kooperation von Perspektiven.Saarland und der Staatskanzlei des Saarlandes, werden außerdem Lerncafés eingerichtet, in denen Lernende Zugang zu Online-Angeboten wie „Ich will Deutsch lernen“ erhalten. Ausgerüstet werden die Lerncafés mit 500 Chromebooks, welche die Stiftung Google.org über NetHope zur Verfügung stellt. Das Engagement von NetHope in der Flüchtlingshilfe stellen wir im Kapitel Digitale Helfer für neu Angekommene genauer vor.
Für den Anfang im neuen Land mit neuer Sprache hat die Sprachkursexpertin Eva Brandecker ehrenamtlich, zusammen mit vielen Freiwilligen, einen Audiosprachkurs entwickelt, der auf Musik setzt. In sechs Einheiten werden bei den Welcome Grooves wichtige Wörter und Redewendungen vermittelt. Die Lernenden können die Übersetzung der Inhalte in ihrer Muttersprache lesen und sich die Audio-Lektionen auf ihre Mobiltelefone herunter laden. Bisher sind 28 Sprachen verfügbar. Die gemeinsame Arbeit am Sprachkurs wurde über Facebook organisiert.
Die Deutsche Welle bietet online zahlreiche kostenlose Deutschkurse und multimediale Materialien für das Selbststudium bzw. den Deutschunterricht an. Viele der Materialien sind nicht nur auf Deutsch und Englisch, sondern auch in weiteren Sprachen wie Russisch oder Arabisch erhältlich. Ein kompletter Deutschkurs ist „Deutsch Interaktiv“, der in 30 Lerneinheiten mit 750 interaktiven Übungen Deutsch auf den Grundniveaus A1, A2 und B2 vermittelt. Mit einer brandneuen Krimikomödie der Deutschen Welle können Anfänger in 100 Einheiten mit über 400 interaktiven Übungen Deutsch lernen. Sie begleiten dabei den muffeligen Harry, der so lange in einer Zeitschleife gefangen ist, bis er Deutsch lernt.
Eine komplette „Lern-Telenovela“ für Fortgeschrittene ist „Jojo sucht das Glück“, eine Web-Serie, die die Brasilianerin Jojo bei ihrem Neustart in Köln begleitet, mit Liebe, Eifersucht und Intrigen.
Hochschulbildung
Erst wenn der Aufenthaltsstatus eindeutig geklärt ist, können Geflüchtete sich an deutschen Hochschulen einschreiben – theoretisch, denn die Anerkennung von ausländischen Abschlüssen, Studienzeiten und das Erreichen des nötigen Sprachniveaus stehen oft zwischen Studienwunsch und Immatrikulation. An dieser Situation möchte die Kiron Open Higher Education etwas ändern. Als Online-Uni im Herbst 2015 mit 1.000 Erstsemestern gestartet, will sie Geflüchteten so schnell wie möglich den Zugang zu Bildung auf Hochschulniveau eröffnen, ohne bürokratische Hürden und Kosten. Teilnehmen können Flüchtlinge auf der ganzen Welt. Angeboten werden vier Studiengänge sowie Deutsch- und Englischkurse. Unterrichtet wird in Online-Kursen, die von überall auf der Welt absolviert werden können.
Im ersten Jahr absolvieren die Studierenden ein Studium Generale, um sich dann im zweiten Jahr beispielsweise auf Informatik zu spezialisieren. Die Unterrichtssprache der Online-Kurse ist Englisch. Im dritten Jahr beenden die Studierenden dann ihre Kurse komplett an einer der derzeit 22 Partnerhochschulen in Deutschland, Italien und Frankreich, wenn sie die jeweiligen Zugangsbedingungen erfüllen. Am Ende des Studiums steht ein anerkannter Bachelor-Abschluss der Partneruniversitäten. Interesse an einem Studienplatz an der Kiron gibt es mittlerweile von 15.000 jungen Menschen.
Möglich wurde die Kiron University durch Crowdfunding. Diese und weitere Möglichkeiten, soziale Projekte mit Hilfe des Internet zu finanzieren und zu unterstützen, stellen die Broschüren IM BLICKPUNKT Crowdsourcing und IM BLICKPUNKT Social Finance vor.
In der Silent University wird „zum Schweigen gebrachtes Wissen“ reaktiviert. Das bedeutet, Menschen, die aufgrund ihres Aufenthaltsstatus nicht in ihrem akademischen Gebiet oder Beruf arbeiten können, unterrichten andere, denen es genauso geht, die wiederum ihrerseits Angebote an die Community der Silent University machen. Das heißt, das System basiert auf dem Austausch von Wissen und Fähigkeiten und beruht auf Gegenseitigkeit. Gegründet wurde die Silent University 2012 vom kurdischen Künstler Ahmet Öğüt. Veranstaltungen der Silent University finden etwa in Hamburg, Mülheim an der Ruhr sowie in Stockholm und London statt.
Veröffentlicht: Februar 2016
Zuletzt aktualisiert: Januar 2017
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