Wieder ist ein Jahr (fast) vergangen, das die gesamte Gesellschaft auch medial vor große Herausforderungen gestellt hat bzw. weiterhin stellt. Die Informationsflut ist riesig, gleichzeitig ist aber auch der Informationsbedarf groß. Viele Inhalte, die sich im Print- und Online-Bereich finden, sind komplex und verarbeiten dabei auch Daten aus der Wissenschaft. Dabei können sich zum einen Fehler auf der journalistischen Seite einschleichen sowie auf der Nutzerseite Überforderung und Unwillen, alles kritisch zu hinterfragen. Besonders im Bereich von Social Media und ihren zahlreichen Content-Produzent(inn)en tummeln sich zahlreiche Kanäle, die auf den ersten Blick Wissen zu vermitteln scheinen, jedoch auf den zweiten Blick eher Meinungsmache, verdrehte Fakten und Produktwerbung bieten.
Eine Studie aus dem Jahr 2022 zum Thema „Wissenschaftsjournalismus auf YouTube“ der Medienanstalt Berlin-Brandenburg (mabb), der Senatskanzlei Berlin, der Landesanstalt für Medien NRW und der Medienanstalt Rheinland-Pfalz ging den folgenden Fragen nach: Welche Rolle spielt Wissenschaftsjournalismus auf YouTube? Wie wichtig ist die Aufmachung der Inhalte? Und können User zwischen sorgfältig recherchierten Berichten und potenziell irreführenden, einseitigen Videos unterscheiden?
Ein Fazit der Studie lautet:
„‚Im Kampf gegen Desinformation und für einen demokratischen Diskurs spielt das Einordnen wissenschaftlicher Inhalte eine zentrale Rolle‘, so mabb-Direktorin Dr. Eva Flecken. ‚Die Studienergebnisse zeigen dennoch sehr klar, dass dieses kritische Hinterfragen keine Selbstverständlichkeit ist. Das hat reale Folgen. Meinungen werden zu Fakten, Falschmeldungen zu Information. Umso wichtiger ist es, durch die Einhaltung der journalistischen Sorgfaltspflichten und die Förderung von Informations- und Nachrichtenkompetenz die freiheitliche Medienordnung zu stärken und Nutzer:innen zu befähigen, den inneren ‚Vertrauens-Kompass‘ zu stabilisieren.‘“
Defizite bei Einordnung wissenschaftsjournalistischer Inhalte auf YouTube / mabb, 28.09.2022
Auch wir im Grimme-Institut recherchieren regelmäßig inhaltlich geeignete Studien für unsere Arbeit und betten diese Informationen in Beiträge und Vorträge ein. Dabei handelt es sich sowohl um Ergebnisse von Forschungen und Studien, die direkt über die Wissenschaftskommunikation durch Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler veröffentlicht werden, als auch um bereits thematisch eingebettete Forschungsergebnisse von (Wissenschafts-)Journalistinnen und Journalisten. Ein guter Grund für uns, dem Themenbereich Wissenschaftsjournalismus und Wissenschaftskommunikation im Grimme Lab ein Dossier mit zehn Beiträgen zu widmen.
Im Folgenden finden Sie alle zehn Beiträge des Dossiers „Wissenschaft & Medien“ inkl. einer kurzer Inhaltsangabe:
„Wissenschaft & Medien“ führt in die Themenreihe ein und geht den Fragen nach, was Wissenschaftsjournalismus eigentlich ist, wie sich dieser von anderen journalistischen Fachbereichen abgrenzt sowie wie sich der Begriff der Wissenschaftskommunikation definiert. Der Beitrag soll einen ersten thematischen Einstieg bieten und damit hinleiten auf weitere Beiträge, die sich mit verschiedenen Formaten, Personen und Themen der Wissenschaft auseinandersetzen.
„Wissenschaft & Social Media“ beschäftigt sich mit der Frage, wie es um die Qualität von Veröffentlichungen zum Thema Wissenschaft auf TikTok & Co. steht. Zudem werden hier einige ausgewählte Social-Media-Kanäle vorgestellt, die zeigen, dass es sehr informative und zielgruppengerechte Angebote gibt, die Nutzerinnen und Nutzern sowohl den Einstieg in wissenschaftliche Themen als auch deren Vertiefung ermöglichen.
„Wissenschaft & Inklusion“ fragt nach gesellschaftlicher Teilhabe am wissenschaftlichen Dialog im Hinblick auf Menschen mit (sprachlichen) Einschränkungen. Anhand verschiedener Studien werden mögliche Exklusionsfaktoren präsentiert, Zielgruppen identifiziert und Lösungsansätze dargestellt. Dabei wird insbesondere auf die Kommunikation zu Beginn der Corona-Pandemie eingegangen und das Konzept der Leichten Sprache als Teilansatz einer barrierefreien Kommunikation wird vorgestellt.
„Wissenschaft für Kinder und Jugendliche“ beschäftigt sich mit medialen Angeboten für die junge Zielgruppe, die wissenschaftliche Themen vermitteln wollen. Dabei ist die Gruppe der Kinder und Jugendlichen sehr heterogen, entsprechend sind die Ansprüche sowohl thematisch als auch medientechnisch sehr unterschiedlich. Ein Abbild dessen sind die vielfältigen (medialen) Formate von Wissenschaftsjournalismus und Wissenschaftskommunikation.
Im „Interview zum Wissenschaftsfestival Press Play (CAIS)“ berichten Esther Laukötter und Matthias Begenat vom Center for Advanced Internet Studies (CAIS) von ihrer Arbeit und hier im Speziellen von einer Veranstaltung, in deren Rahmen sich Forschende in mehreren Workshops darauf eingelassen haben, in ganz neuen Formaten zu denken, mit der Zielsetzung, Menschen auf ihre Forschung neugierig zu machen.
„Datenjournalismus & Co.“ befasst sich mit der Methode des Datenjournalismus, beleuchtet die Ursprünge und die Entwicklung in den vergangenen Jahren anhand ausgewählter Beispiele, schildert die Rolle, die Datenjournalismus in der journalistischen Ausbildung spielt, und stellt Arbeiten aus diesem Bereich vor, die seit 2011 beim Grimme Online Award nominiert oder ausgezeichnet wurden.
In „Studien in den Medien: wissenschaftlich & pseudo-wissenschaftlich“ geht es um die große Menge an (wissenschaftlichen) Informationen und Publikationen – seriösen, aber auch unseriösen Ursprungs – sowie um deren jederzeitige Verfügbarkeit on- und offline in Tageszeitungen, Wochenzeitungen, Magazinen und in Social Media. Der Beitrag beinhaltet eine Sammlung von Auseinandersetzungen mit dem Themenkreis Forschungsstudien und Medien, die die Herausforderungen für die Seite der Nutzer/-innen, aber auch der Wissenschaftler/-innen beleuchten.
In „Wissenschaft kreativ kommunizieren“ geht es um die Verarbeitung von wissenschaftlichen Inhalten mit Bildern, Videos, Tönen, Zeichnungen – eben um die Vermittlung von komplexen Themen mithilfe kreativer Techniken & Medien. Der Beitrag beinhaltet eine Sammlung kreativer Beispiele und Methoden, die Nutzerinnen und Nutzern einen besonderen Zugang zur Wissenschaft ermöglichen.
Im neunten und zehnten Beitrag geht es dann um das Themenfeld der Ausbildung und Qualifizierung von angehenden (Wisenschafts-)Journalistinnen und Journalisten:
Im Interview spricht Leonhard Ottinger, Geschäftsführer der RTL Journalistenschule, über die Ausbildung angehender Journalistinnen und Journalisten sowie die speziellen Herausforderungen des Wissenschaftsjournalismus und deren Integration in die Qualifizierung.
Das Interview ist eingebettet in den Artikel „Wissenschaft & Journalismus in Ausbildung und Studium“, in dem einige ausbildenden Institutionen vorgestellt werden, die in der journalistischen Qualifizierung tätig sind und den Aspekt der Wissenschaft auf unterschiedliche Art und Weise in ihr Angebot aufgenommen haben.
Die Veröffentlichungen im Grimme Lab sind immer auch ein Beitrag zum Grimme Diskurs. In letzterem haben wir in einem kleinen Jahresrückblick nicht nur die oben vorgestellten Artikel zusammengefasst, sondern mit „Mediennutzung, Medienvertrauen“ sowie „KI und ChatGPT“ zwei weitere Themen beschrieben, die uns 2023 beschäftigt haben.
Was uns in diesem Jahr beschäftigt hat (Teil 1) / Mediennutzung, Medienvertrauen:
In diesem Beitrag finden sich – nach einer kurzen Einleitung in die Themenreihe – einige Beispiele zum oben genannten Thema aus der Arbeit des Grimme-Instituts, genauer gesagt der Grimme-Akademie sowie des Projektes „#meinfernsehen 2021- wie sieht das Fernsehen der Zukunft aus?“.
Was uns in diesem Jahr beschäftigt hat (Teil 2) / KI und ChatGPT:
In diesem Beitrag wird aus dem Arbeitsbereich der Grimme Forschung berichtet sowie über den RadioNetzwerkTag 2023.
Was uns in diesem Jahr beschäftigt hat (Teil 3) / Wissenschaft & Medien
Darin findet sich das Jahresthema des Grimme Lab mit den oben aufgeführten Dossier-Beiträgen.