Sind Sie auch schon einmal an diesen besonderen Pflastersteine im Straßenbild Ihres Umfeldes hängen geblieben – sowohl gedanklich als auch vielleicht mit einem Fuß? Vor über 30 Jahren hatte der Künstler Gunter Demnig die Idee der Stolpersteine. Seither werden in Europa kleine Gedenktafeln in das Straßenpflaster verlegt, die an Menschen, die das nationalsozialistische Regime verfolgt, ermordet oder in den Suizid getrieben hat, erinnern sollen. Mit weit über 80.000 Stolpersteinen in 27 Ländern wurde auf diese Art das größte dezentrale Mahnmal der Welt geschaffen.
Der WDR hat nun den Stolpersteinen in NRW auch ein virtuelles Zuhause gegeben und die Geschichten Verfolgter des Nationalsozialismus in eine App eingebettet. Diese zeigt in einer virtuellen interaktiven Karte alle rund 15.000 Stolpersteine in NRW. Mithilfe der App können Interessierte Routen über die integrierte GPS-Navigationsfunktion ablaufen, die von Stein zu Stein leiten, zu denen man jeweils biografische Texte, Illustrationen, Hörspiele und historische Fotos aufrufen kann. Ein interaktiv verknüpftes Glossar kann bei unbekannten Begrifflichkeiten befragt werden. Die Website bietet eine durchsuchbare Datenbank zu allen 15.000 Stolpersteinen in NRW. CC-Lizenzen erlauben zudem – zum Beispiel für Lehrerinnen und Lehrer – die externe Nutzung von mehr als 1.000 Texten.
Auf die Geschichten hinter den Stolpersteinen jederzeit digital über das eigene Endgerät zugreifen zu können, ist eine sinnvolle Ergänzung, die einen mobilen und unkomplizierten Zugriff (gerade auch für junge Leute) erlaubt und eine individuelle Führung beispielsweise durch das eigene Wohnviertel ermöglicht.
Aber auch für Schülergruppen ist sie nutzbar. Lehrerinnen und Lehrer finden über die Website und die App in einer separaten Rubrik Anregungen und Materialien für den Sekundarstufe-Unterricht für die Unterrichtsfächer Geschichte, Religion, Sozialwissenschaften und Philosophie. Die Materialien sind in fünf Module unterteilt und lassen sich unabhängig voneinander nutzen. Eingeteilt sind sie in die Bereiche Stationenlernen, Exkursionen, Medienreflexion, Quellen und Gedenken.
Die Kombination aus realen Gedenktafeln, die ein wenig aus dem Straßenpflaster ragen, und jederzeit abrufbaren Texten und Bildern, bildet den Besuch eines großen Freilichtmuseums nach, das mit Kopfhörern begangen werden kann und somit Geschichte (etwa im eigenen Wohnviertel) mit mehreren Sinnen erfahrbar macht.