Auch das Jahr 2021 geht inmitten einer Pandemie zu Ende und hat erneut viel Leid und Trauer, finanzielle Verluste und Zukunftsängste mit sich gebracht – keine guten Voraussetzungen für die Überbrückung von gesellschaftlichen Gräben. Im Gegenteil, diese scheinen sich eher weiter zu vertiefen und bieten Angriffsflächen für rechtsextreme Gruppierungen und Verschwörungstheoretiker. Umso beeindruckender ist es, dass zahlreiche Initiativen und Projekte unbeirrt gegen Rassismus und Hass im direkten Miteinander und im Netz angehen und Betroffenen Unterstützung bei realen und virtuellen Übergriffe geben
Damit sie dies tun können, bedarf es der finanziellen Unterstützung durch uns alle. So möchten wir zum Abschluss des Jahres 2021 dem diesjährigen Beitrag zum Thema Schenken & Spenden den Titel „Für nachhaltiges Gedenken und Engagement“ geben. Im Folgenden finden Sie ein paar beispielhafte Initiativen und Projekte, die sich – auch in der Weihnachtszeit – über eine finanzielle Unterstützung sehr freuen würden.
Die Amadeu Antonio Stiftung engagiert sich seit 1998 für eine demokratische Gesellschaft, gegen Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus. Seit ihrer Gründung setzt die Stiftung bereits 1.600 Initiativen um und schafft zudem eigene Modellprojekte. Die Initiativen vor Ort und die Stiftung brauchen für ihre Arbeit für eine starke Demokratie neben Mut und langem Atem auch eine verlässliche Finanzierung. Spenden kann man sowohl in Form von einer Einzelspende oder monatlich mit einem festen Betrag, mithilfe von Spenden gesammelt auf Geburtstags- und Familienfesten oder auch langfristig als Mitglied im Kreis der Freunde und Förderer.
Schicksale klären und Vermisste suchen: Das war über Jahrzehnte die zentrale Aufgabe der Arolsen Archives. Bis heute beantwortet die Institution jährlich Anfragen zu rund 20.000 NS-Verfolgten. Wichtiger denn je sind zudem die Angebote für Forschung und Bildung, um das Wissen über die Nazi-Verbrechen in die heutige Gesellschaft zu bringen. Dazu gehört auch ein umfangreiches Online-Archiv. Als internationales Zentrum über NS-Verfolgung sieht man die eigene Aufgabe darin zu Debatten rund um Erinnerung und Aufarbeitung der NS-Zeit, politische Verfolgung und Rassismus beizutragen. Mithilfe von finanziellen Spenden kann die Arbeit der Arolsen Archives unterstützt werden.
CORRECTIV ist das erste spendenfinanzierte Recherchezentrum in Deutschland. Als vielfach ausgezeichnetes Medium steht es für investigativen Journalismus. Ziele sind öffentliche Debatten auszulösen, Bürgerinnen und Bürger an den Recherchen zu beteiligen, die Förderung von Medienkompetenz mithilfe des hauseigenen Bildungsprogrammen sowie insgesamt die Stärkung einer demokratischen Öffentlichkeit. Als Non-Profit-Organisation ist CORRECTIV überzeugt, dass unabhängiger Journalismus nicht ausschließlich hinter Bezahlschranken zugänglich sein sollte. Die Inhalte sind entsprechend frei für jede und jeden, damit sich alle Menschen informiert in unserer pluralistischen Gesellschaft einbringen können. Die Arbeit wird getragen durch private Spenderinnen und Spender, sowie Zuwendungen von Stiftungen und Institutionen.
„Halle gegen Rechts – Bündnis für Zivilcourage“ ist ein überparteiliches Bündnis aus engagierten Einzelpersonen und Organisationen. Es tritt aktiv ein für Zivilcourage und gegen jegliche Art der Ausgrenzung, Diskriminierung und Rassismus im Alltag, im öffentlichen Raum und in institutionellen Strukturen. Durch den Zusammenschluss verschiedener Einzelpersonen, Organisationen und Initiativen im Bündnis ist es möglich, Ressourcen und Aktionen zu bündeln, um gemeinsam Veranstaltungen, Projekte und Aktionen zu verbreiten und zu gestalten und damit eine größere Reichweite zu erzielen. Das Bündnis besteht seit 2010 und kann sowohl mithilfe von Eigenengagement unterstützt werden als auch über eine Mitgliedschaft sowie per Spende.
Mit der Initiative 19. Februar Hanau wurde ein Projekt gegründet, bei dem es um Solidarität geht und um die Schaffung eines dauerhaften Ortes für Aufklärung und politische Konsequenzen sowie für die direkte Unterstützung für Betroffene, beispielsweise in Form von Kontakten zu Rechtsberatung und erfahrenen Anwältinnen, psychologischem Beistand und Umzugshilfen, finanzieller Unterstützung und unabhängiger Aufklärung. Zudem will die Initiative einen Raum für Jugendliche und Erwachsene in Hanau schaffen, in dem über Alltagserfahrungen mit Rassismus gesprochen werden kann. Die Initiative 19. Februar Hanau ist unabhängig und somit angewiesen auf Spenden, um zum Beispiel die Miete für die Anlaufstelle zu bezahlen.
Gegründet wurden die Nordstadtblogger von erfahrenen Journalistinnen und Journalisten. Sie berichten aus und über die Nordstadt von Dortmund und schauen auf kommunale oder regionale Themen von Bedeutung für die Stadt. Die Nachrichten-Seite wurde im März 2013 von Alexander Völkel, ehemaliger Redakteur und Redaktionsleiter der Westfälischen Rundschau, online gestellt. Er betreibt den Blog ehrenamtlich. Gegründet im März 2013, ist das Team der Ehrenamtlichen deutlich gewachsen. Ein eigenes Redaktionsbüro gibt es seit April 2017 im Kulturort Depot. Damit können die Nordstadtblogger nicht nur journalistische Praktika für Studierende anbieten, sondern auch professionelle Arbeitsbedingungen für alle Kolleginnen und Kollegen, denen eine entsprechende Ausstattung fehlt. Ebenso finden hier regelmäßig Redaktionsbesprechungen, Workshops, Schulungen oder Interviews statt. In der Rubrik no nazis! wird über aktuelle Initiativen und Geschehnisse in den Bereichen Antifaschismus, Erinnerungsarbeit und Rechtsextremismus berichtet. Finanziell unterstützen kann man die Redaktion mithilfe von verschiedenen Mitgliedschaften.
NSU-Watch ist ein Bündnis aus rund einem Dutzend antifaschistischer und antirassistischer Gruppen sowie Einzelpersonen aus dem ganzen Bundesgebiet, die seit über einem Jahrzehnt zum Themenkomplex arbeiten. Der Kern der Arbeit von NSU-watch war die Beobachtung des Strafprozesses am Oberlandesgericht in München. Das Team war an jedem Verhandlungstag im Gerichtssaal dabei, berichtete über Twitter (@nsuwatch) und erstellte detaillierte Protokolle. Die unabhängige Beobachtungsstelle NSU-Watch recherchiert zum NSU-Komplex und zu rechter Gewalt, begleitet, dokumentiert und bewertet Strafverfahren und Untersuchungsausschüsse zu rechtem Terror, veröffentlicht eigene Protokolle, Berichte und Analysen sowie einen Podcast zu rechtem Terror, NSU und Rassismus und macht Bildungsarbeit zum Themenkomplex Rechter Terror und Rassismus. Für die Umsetzung der schwierigen Arbeit benötigt NSU-Watch Spenden.
Im Podcast „Queerkram“ setzt sich Johannes Kram mit Interviewpartner*innen aus der LGBTI*-Szene – und darüber hinaus – über Themen wie Homophobie, queere Sichtbarkeit oder die Situation von LGBTI* in der Gesellschaft auseinander. In der Dezember-Ausgabe spricht Johannes Kram mit Regisseurin Julia von Heinz und Drehbuchautorin Sabine Steyer-Violet über die Serie „Eldorado KaDeWe – Jetzt ist unsere Zeit“, die am 27. Dezember zur Prime Time in der ARD anläuft. Der Podacst ist eingebettet in die Website queer.de, die auf die finanzielle Unterstützung ihrer Leserinnen und Leser angewiesen ist. Möglich sind sowohl einmalige Spenden als auch der Abschluss von Abonnements.
Reporter ohne Grenzen dokumentiert Verstöße gegen die Presse- und Informationsfreiheit weltweit und alarmiert die Öffentlichkeit, wenn Journalistinnen und deren Mitarbeiter in Gefahr sind. Die Initiative setzt sich für mehr Sicherheit und besseren Schutz von Journalistinnen und Journalisten ein. Sie kämpft online wie offline gegen Zensur, gegen den Einsatz sowie den Export von Zensur-Software und gegen restriktive Mediengesetze. Unterstützen können Interessierte die Initiative auf unterschiedliche Art und Weise, es sind unter anderem Einzelspenden möglich als auch eine Mitgliedschaft.
RosaMag ist eine Plattform von und für afrodeutsche Frauen, die über Lifestyle, Beauty, kulturelle und politische Themen informiert und die Möglichkeit zur Vernetzung gibt. Gründerin ist die Journalistin Ciani-Sophia Hoeder. Ihre Motivation ist es, Vorbilder für afrodeutsche Frauen zu schaffen und mit dem stereotypisierten Bild von Schwarzen Deutschen zu brechen. Es geht um Empowerment, Information und Inspiration. Mithilfe von verschiedenen Arten der Mitgliedschaft können Leserinnen und Leser das Magazin unterstützen.
Die genannten Projekte sind natürlich nur eine kleine Auswahl vieler engagierter Initiativen, die sich für eine vielfältige und aufgeklärte demokratische Öffentlichkeit einsetzen. Aber vielleicht findet der Eine oder Andere erste Anregungen für Spenden zum Jahresende, oder nimmt diese zum Anlass, selber noch einmal zu schauen, was es alles für interessante und hilfreiche Angebote gibt, die man finanziell unterstützen kann.
Das Grimme Lab-Team wünscht allen Leserinnen und Lesern einen gesunden und frohen Jahreswechsel. Wir danken Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit und Zeit und freuen uns darauf, auch im nächsten Jahr wieder Beiträge für Sie schreiben zu dürfen.
Ihr Grimme Lab-Team