Junge Menschen sind die Zukunft der Gesellschaft. Gleichzeitig sind sie davon abhängig, dass die ältere Generation das Wohl der jungen Generation bei allen gesellschaftlich relevanten Entscheidungen im Blick hat. Und das, obwohl Themen abhängig vom Alter häufig anders gewichtet und beurteilt werden. Die Frage, warum in der Politik vornehmlich ältere Menschen das Sagen haben und wo die Bedarfe und Sorgen junger Menschen einen Platz finden, wird entsprechend oft gestellt.
Millennium Teen aus Deutschland | Global 3000 | DW Deutsch
Das war wohl schon immer so. Hinzu kommt jedoch heute eine massive Zunahme an Unübersichtlichkeit aufgrund der Globalisierung der Lebenswelten, sodass es für Erwachsene, zunehmend schwierig wird, Entscheidungen zu treffen, die nicht nur für den Augenblick richtig erscheinen, sondern auch für künftige Generationen tragfähig sind. Zudem führen unterschiedliche Mediensozialisationen dazu, dass die Kinder und Jugendlichen von heute viel selbstverständlicher (Online-)Medien nutzen, als dies aktuell ältere Menschen tun. Dies hat Folgen für die Wahrnehmung und Gestaltung von Lebenswelten.
Global Teen – Elfenbeinküste | Global 3000 | DW Deutsch
Der Einfluss weltweiter digitaler sozialer Netzwerke hat wachsenden Einfluss auf die Wahrnehmung von Alltag und Gesellschaft. (Soziale) Medien werden zunehmend genutzt, um sich eine Stimme in der Welt zu geben. Eine Chance für medienaffine Menschen, die es zudem Nutzerinnen und Nutzern ermöglicht, Einblicke in das Leben anderer Menschen zu erlangen, die man nicht persönlich kennt, die im eigenen Land wohnen oder aber auch irgendwo auf der Welt. Dies ist auf der einen Seite riskant, da es sich auch um falsche und / oder verletzende Informationen handeln kann, hilfreich und Nähe stiftend auf der anderen Seite, wenn es informative und ehrliche Einblicke ermöglicht.
Jugend weltweit
Deswegen wollen wir im Rahmen unseres Jahresthemas „globales Leben“ einen kleinen medialen Einblick gewähren auf die Jugend weltweit.
- Wie leben junge Menschen hier und in anderen Ländern?
- Was wünschen sie sich für ihre Zukunft, was macht ihnen Sorgen?
Millennium Teen aus Nepal | Global 3000 | DW Deutsch
Die Deutsche Welle hat mit ihrem Magazin Global 3000 eine Plattform geschaffen, die dem Thema Globalisierung Gesichter und Stimmen verleiht. Die Beiträge zeigen die Verbundenheit miteinander und die Abhängigkeit voneinander in einer globalen Welt. Ein Teilbereich sind die Millenium Teens und Global Teens, die mit ihren Videobeiträgen das Leben junger Menschen auf der Welt sichtbar machen. Hier zeigt sich: Auch wenn Lebensrealitäten sehr unterschiedlich sind, Faktoren wie Familie, Bildung und Geld übergreifende Relevanz haben.
Millennium Teen Simon Kramer | Global 3000 | DW Deutsch
Die Millenium Teens sind Jugendliche, die im Jahr 2000 zur Welt gekommen sind. In ihren Videobeiträgen stellen sie sich vor, beantworten Fragen zu ihrem Leben, benennen Träume, Ängste und Probleme. Sie stellen Familienmitglieder vor, zeigen ihre Schule und berichten von ihren Zukunftsträumen. Die Nutzung des Mediums Video scheint dabei selbstverständlich und alltäglich. Die Nutzerinnen und Nutzer des Angebots bekommen auf diesem Weg eine Vorstellung vom alltäglichen Leben in fremden Ländern, die ansonsten wohl verborgen geblieben wären.
Millenium Teen aus Kenia | Global 3000 | DW Deutsch
Schulische Bildung und berufliche Zukunftsperspektiven spielen für alle befragten jungen Menschen eine große Rolle – entsprechend ähnlich sind die in den Videos genannten Zukunftswünsche. Dies ist sicherlich ein geeigneter Anknüpfungspunkt für medial gestützte internationale Medienprojekte, die sich die Förderung des Verständnisses Jugendlicher untereinander als Ziel gesetzt haben. Medien sind dabei ein gutes Hilfsmittel, um ihnen einen räumlich unabhängigen Austausch untereinander zu ermöglichen – eine Chance, gemeinsam auf die Belange der jungen Generation aufmerksam zu machen.
Der selbstverständliche Umgang mit Medien und ihre Nutzung für die eigenen Belange führt dazu, dass aktuell in vielen Regionen der Welt junge Stimmen immer lauter werden und Ungerechtigkeiten und Gefahren deutlich benennen. Die Sorge und Wut über Umweltverschmutzung, Diskriminierung und Gewalt sind groß. Der Vorwurf, dass die ältere Generation zerstörerisch und verantwortungslos mit der Welt umgeht, schwingt deutlich mit.
Die Möglichkeiten junger Menschen, sich medial eine Stimme zu geben, sind jedoch sehr unterschiedlich. Armut, Krieg und Zensur erschweren in vielen Teilen der Welt die Teilhabe der jungen Generation an der Gestaltung von Zukunft.
Junger (medialer) Protest
„Es scheint so normal, dass wir an den Schulen trainieren, wie wir uns bei einem Amoklauf verhalten sollen. Neuerdings sagen sie, wir sollen uns nicht verstecken, sondern verteidigen. Das kann es doch nicht sein, das ist doch verrückt! Ich dachte immer, die Erwachsenen machen das schon, wir Teenager können doch nichts tun. Was seit Parkland passiert ist, zeigt, dass das nicht stimmt: Wir können bald wählen, eines Tages sitzt unsere Generation im Kongress und Weißen Haus. Ich denke auch darüber nach, in die Politik zu gehen.“
„Diese jungen Leute wollen das Unmögliche: Härtere Waffengesetze in den USA“
bento, 25.03.2018
Der Brexit sorgte für einen Aufschrei junger Menschen, die ihre Zukunft durch das Abstimmungsverhalten Älterer massiv in Gefahr sahen. In den USA sorgen Initiativen wie „Black Lives Matter“ und „March for our Lives“ – auch durch die große Präsenz junger Menschen – für Diskussionen und Anerkennung. Das Engagement der jungen Aktivisten in den USA zeigt die Wut auf die Politik und den deutlichen Willen, etwas zu ändern inklusive des Hinweises, dass die heutigen Jugendlichen die Wähler von Morgen sind und bei der nächsten Wahl in den USA mitentscheiden werden.
Leider trifft das junge politische Engagement gegen Waffenbesitz und Rassismus in den USA auf einen Präsidenten, der der Waffenlobby zugetan ist und offen gegen Einwanderer wettert, sodass die Proteste bisher keine umfassenden gesetzlichen Änderungen zur Folge haben. Trump traf sich mit jungen Vertreterinnen und Vertretern der Initiative March for our Lives und sicherte sein Verständnis und Beileid für die Schülerinnen und Schüler sowie für die Angehörigen der Verstorbenen zu. Im März 2018 versprach er die Erhöhung des Zulassungsalters für Sturmgewehre. Im Mai 2018 schien dies jedoch bei einem Jahrestreffen der Waffenlobby NRA bereits wieder vergessen, in dessen Rahmen er seine volle Unterstützung für den Erhalt des Rechts auf Waffenbesitz zusagte. Vizepräsident Mike Pence brachte zudem die Idee der Bewaffnung des Lehrpersonals an Schulen wieder auf. Ein Überlebender von Parkland warf Trump daraufhin Heuchelei vor.
Gemeinsam ist den genannten Initiativen und Protesten in den USA eine große mediale Präsenz und die Unterstützung durch Prominente sowohl mithilfe von Statements als auch mit Geld. Trotzdem bleiben konkrete Verbesserungen von Seiten der Regierung bisher aus. Im Juni 2018 starteten die Initiatoren mit prominenter Unterstützung eine Bustour quer durch die USA für ein strengeres Waffengesetz. Spiegel Online berichtete darüber. Politische Konsequenzen lassen auf sich warten. Der Protest geht weiter.
Ob die Stimmen junger Menschen im eigenen Land gehört werden, hängt von mehreren Faktoren ab. Meinungsfreiheit und Pressefreiheit sind dabei Grundpfeiler. Zudem müssen die Informationen auf guten Sendeplätzen und in vielgenutzten Social-Media-Kanälen gezeigt werden. Dem Zielpublikum sollten die technischen Möglichkeiten zum Empfang und zur Weiterverbreitung zur Verfügung stehen. Nicht zuletzt bedarf es in der Politik an Interesse und Willen, sich mit Anforderungen und Problemen der jungen Generation auseinanderzusetzen.
Von den Jugendprotesten in den USA berichteten die deutschen Medien ausführlich. Weit weniger Aufmerksamkeit genießen Regionen in Lateinamerika oder Afrika. Grund genug, einen Blick in die afrikanischen Lebenswelten und Themen der Jugendlichen zu werfen.
Lesen Sie weiter in „Jugend & Medien – Teil 2: Junges Afrika medial“.
Dieser Beitrag ist Teil unseres Jahresthemas ’18 „Globales Leben“. |