„Unter Informationsfluss (auch: Informationsstrom) versteht man den Weg, den mündliche oder schriftliche Daten nehmen, um bei einem oder bei mehreren Empfängern einzutreffen. (…) Beim Informationsfluss ist zu beachten, dass die Empfänger die Information rechtzeitig erhalten. Bei Störungen im Informationsfluss kann es zu Fehlentscheidungen, Missverständnissen oder ganzen Fehlschlägen kommen. Besonders folgenreich ist es, wenn die Information eine Person erreicht, die für die Weiterleitung verantwortlich ist, die Information jedoch nicht oder nicht rechtzeitig weiterleitet (…).“
Quelle: Wikipedia, Stichwort Informationsfluss https://de.wikipedia.org/wiki/Informationsfluss
Der Vorgang des Informationsflusses betrifft viele (Arbeits-)Bereiche, auch oder insbesondere den Journalismus. In der ganzen Welt sind Menschen darauf angewiesen, dass Informationen aus anderen Ländern und Kontinenten aufbereitet und zugeliefert werden. Kultur, Politik und gesellschaftliches Leben unterscheiden sich weltweit sehr stark und Verständnis und Toleranz entstehen über Wissen und Kennenlernen. Sprachbarrieren behindern die Nutzung internationaler medialer Angebote, entsprechend können Zeitungen und Literatur in ihrer Originalsprache nur sehr eingeschränkt konsumiert werden. Ein funktionierender journalistischer Informationsfluss mit gut recherchierten Fakten und Hintergrundinformationen ermöglicht zumindest einen Einblick in weltweites Geschehen.
Wie aber kann ein globaler journalistischer Informationsfluss funktionieren? Woher bekommen wir unsere Informationen, wer bereitet diese auf und welche medialen Quellen werden genutzt?
Fersehanstalten, Verlagshäuser und Online-Anbieter bieten medial aufbereitete Beiträge aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft aus aller Welt. Welche Informationen bei uns in Deutschland ankommen, hängt von der Vorauswahl und Aufbereitung der Themen durch die Medienhäuser und der dort tätigen Journalisten und Journalistinnen sowie von Beiträgen freien Redakteurinnen und Redakteure ab. Diese Informationen erreichen Rezipienten dann über Printprodukte, Online-Medien oder Fernsehformate, je nachdem welchen Zugang sie bevorzugen.
„Das Internet unterscheidet sich dabei gegenüber ‚klassischen‘ Medien wie Fernsehen und Zeitung, Telefon und Brief in mindestens drei Hinsichten: Erstens macht es das Internet möglich, große Datenmengen sehr schnell über weite Entfernungen zu transportieren. Zweitens ist die Kommunikation über das Internet zugleich relativ günstig, insbesondere aus Sicht des Endverbrauchers. Drittens schließlich ermöglicht das Internet den gleichzeitigen Austausch zwischen einer großen Zahl an Kommunikationsteilnehmern.“
Bundeszentrale für politische Bildung, Dossier „Das Internet als Heilsbringer“
Das Internet als Informationsquelle hat den Informationsfluss beschleunigt und demokratisiert, sodass Nutzerinnen und Nutzer schneller an Informationen herankommen und eigene Beiträge streuen können. Trotzdem – oder gerade deswegen – werden Profis gebraucht, die die Informationen recherchieren und aufbereiten. Dies tun in diesem Fall Journalistinnen und Journalisten, die weltweit in Auslandsstudios sitzen beziehungsweise mit diesen kooperieren und Beiträge zu ganz unterschiedlichen Themen erstellen und ins jeweilige Heimatland senden. Das Verstehen der erhaltenen Informationen aus dem Ausland ist nicht immer einfach, da die Nutzerinnen und Nutzer von journalistischen Informationen aus anderen Ländern in sehr unterschiedlichen politischen Systemen leben und auf unterschiedliches Vorwissen zurückgreifen können. Hinzu kommen dramatisch verschiedene wirtschaftliche Lebensumstände und ein nicht überall gesicherter Zugang zu journalistisch aufbereiteten Informationen. In Deutschland können Bürgerinnen und Bürger aus einer Vielzahl von Medien wählen und sich informieren. Das Themenspektrum ist groß und jederzeit verfügbar, jedoch für niemanden in Gänze zu erfassen.
Lesen Sie hierzu den Beitrag „Journalisten in Bedrängnis weltweit“ des Grimme Lab.
Grundlegend für einen ungestörten Informationsfluss ist die Pressefreiheit, sowohl im Sender- als auch im Empfängerland, was aktuell in vielen Regionen keine Selbstverständlichkeit ist. Gut ausgebildete und unabhängige Redakteure und Redakteurinnen sind die Grundlage für eine globale demokratische Informationsvermittlung.
Abiturienten als Entwicklungshelfer: Sinnlose Kurztrips ins Elend | Panorama | NDR
Neben den Arbeitsbedingungen für Journalistinnen und Journalisten weltweit sind die Mediennutzer entscheidend für einen funktionierenden Informationsfluss. Wissens- und Empathiemangel werden sichtbar etwa in dem Panorama-Beitrag „Abiturienten als Entwicklungshelfer: Sinnlose Kurztrips ins Elend“. Dabei geht es weniger um die Bloßstellung der erschreckenden Unwissenheit und Naivität der jungen Protagonisten als vielmehr um die Informationspolitik des Reiseveranstalters. Unwissenheit öffnet in diesem Fall die Türen für unseriöse Geschäftspraktiken.
Deutsche Welle
Beitrag: FÜR STUMM VERKAUFT – Afrika: Traurige Kinderaugen werben um Spenden
Dezember 2017
Die Darstellung Afrikas, basierend auf mitleiderregenden Bildern von Menschen, die einzig und allein auf Hunger und Elend reduziert werden, hat bei vielen Menschen negative Spuren hinterlassen. Umso wichtiger ist die vielfältige Darstellung vom Leben in anderen Ländern. Journalistinnen und Journalisten müssen vor Ort sein, dort mit Menschen sprechen und sich ein Netzwerk aufbauen, um einen realistischen Einblick in politische, gesellschaftliche und wirtschaftliche Vorgänge geben zu können.
„Jeder weiß, dass Afrika mehr ist als Hunger und Seuchen, Fernost mehr als Fleiß und Uniformen, Russland mehr als Ikonen und Armut, Amerika mehr als Glamour und Verfall. Doch jeder weiß ebenso, dass es diese Geschichten sind, die in den vergröbernden Sortierungen des heimischen Marktes hängen bleiben: Nichts liest man zu Hause lieber als das, was man sich schon immer gedacht hat. Und nichts, so lässt sich mit einiger Sicherheit vermuten, landet schneller im Heft oder auf einem Sendeplatz als die Bestätigung eines Vorurteils.“
Matthias Matussek: „Die Wahrheit über Amerika“
in: Spiegel special, Die Journalisten, 1995
Auslandskorrespondenten öffentlich-rechtlicher Medien
Printmedien, Online- und Fernsehformate veröffentlichen in Deutschland tagtäglich große Mengen an Informationen aus dem Ausland – Grundlage ist ein umfangreiches Netzwerk von Auslandskorrespondenten. Im Folgenden werfen wir einen beispielhaften Blick auf öffentlich-rechtliche Sendeanstalten, die umfangreiche Auslandskorrespondentennetzwerke aufweisen und kooperierend nutzen.
ARD
Die ARD betreibt 32 Auslandsstudios, aus denen für den Bereich Fernsehen 44 Korrespondent(inn)en berichten sowie 56 Korrespondent(inn)en für das Format Radio. Dieses Netz hat sich seit den 50er Jahren zu einem der größten der Welt entwickelt. Die Reporter und Reporterinnen vor Ort drehen mit eigenen Kamerateams, führen ihre eigenen Interviews oder greifen auf Material des Fernsehens und des Radios im Gastland zurück.
Aktuelles nach dem Militärputsch in Simbabwe am 15.11.17, Phoenix
Die entstandenen Fernsehbeiträge laufen in der Tagesschau und in den Tagesthemen, im Morgen-, Mittags- und Nachtmagazin sowie bei tagesschau24. Mit dem Weltspiegel im Ersten gibt es eine wöchentliche Sendung, die ausschließlich Korrespondentenberichte aus dem Ausland zeigt. Auch die Sender 3sat, PHOENIX, ARTE und die Deutsche Welle sowie die Dritten Programme profitieren in ihren Sendungen vom weltweiten Korrespondentennetz der ARD. Die Radio-Korrespondent(inn)en berichten für die 64 Hörfunksender der ARD sowie für Deutschlandfunk, Deutschlandradio Kultur und Deutschlandradio Wissen.
Sambia: Kleinbauern müssen Großfarmen weichen | Weltspiegel
Interessant ist die Zusammensetzung der Teams in den Auslandsstudios. In Johannesburg arbeitet beispielsweise nur ein deutscher Mitarbeiter – der Korrespondent. Producer, Kamera- und Tonleute, Cutter und die Sekretärin stammen aus Südafrika. Hinzu kommen die Kontakte des Teams in Südafrika. Dies ist sicherlich eine sinnvolle Zusammensetzung, wenn es darum geht, etwas über das Leben in Südafrika zu erfahren und den „deutschen“ Blick auf Politik, Wirtschaft und Gesellschaft zu ergänzen. Aus dem gleichen Gebäude berichten auch das ZDF, die britischen Sender BBC und ITV wie auch Aljazeera sowie das japanische Fernsehen NHK. In Johannesburg sitzen zudem die Nachrichtenagenturen DPA, AP, Reuters und AFP. CNN hat ganz in der Nähe sein Büro.
Anlässlich des 60. Geburtstags des Auslandskorrespondentennetzwerks der ARD hat die Bundeszentrale für politische Bildung im Dossier „Die Welt im Blick: ARD Auslandskorrespondenten“ einen Blick auf die Entstehungsgeschichte, kritische Aspekte der föderalen Organisationsstruktur sowie auf die Chancen und Bedeutung des Auslandskorrespondentennetzwerks der ARD in Zeiten massiver Einsparungen bei Zeitungsverlegern geworfen.
ZDF
Rückkehr in die Sperrzone [außendienst]
Das ZDF beschäftigt 23 Auslandskorrespondenten, die in 18 Auslandstudios arbeiten und unter anderem für das heute journal tagtäglich Berichte und Interviews zur Verfügung stellen. Formate wie das Auslandsjournal, die Reihe [außendienst] und heute in europa ergänzen beziehungsweise vertiefen ausgewählte politische, gesellschaftliche und wirtschaftliche Themen. Eindrücke davon, wie diese Beiträge etwa bei heute in Europa entstehen, zeigt der Imagefilm „Hinter den Kulissen – Ein Einblick in die tägliche Arbeit der Europaredaktion“.
Das Format logo! Die Welt und ich, ein gemeinsames Projekt von ARD und ZDF, bietet Kindern verständlich aufbereitete aktuelle Nachrichten aus aller Welt. Die Moderator(inn)en greifen dabei aktuelle Meldungen auf, die auch in den Erwachsenenformaten angesprochen werden, und berichten darüber hinaus manchmal aus dem Ausland, wie es aktuell Jenny in Bangladesch tut, um aus dem und über das Flüchtlingslager der Rohingya zu berichten.
Die Bundeszentrale für politische Bildung hat dem ZDF im Jahr 2011 ein Dossier gewidmet und beschreibt im Bereich „Engagement im Ausland“ am Beispiel der Türkei die Kooperation mit der türkischen Unternehmensgruppe Dogan Media. Die Zusammenarbeit ermöglichte beiden Sendern den Zugang zu Fernsehmaterial einerseits aus Deutschland und der EU und andererseits aus der Türkei. Interessant ist hier ein weiterer Aspekt der Relevanz von Auslandskorrespondenten, denn: „Die Vereinbarung soll vor allem die türkische und türkischstämmige Bevölkerung in Deutschland, die fast 60 Prozent der Zuschauerschaft der beiden Dogan-Sender ausmacht, besser mit Nachrichten aus Deutschland und Europa versorgen und näher an die deutsche Sprache heranführen, hieß es.“ Im Jahr 2016 wurde die Kooperation jedoch von türkischer Seite aufgekündigt. Anlass war die Bundestagsentscheidung, den Völkermord an Armeniern als solchen zu bezeichnen. Unter anderem berichtete das Handelsblatt über diesen Vorgang.
Das ZDF ist wie die ARD mit ARTE (dem deutsch-französischen Kulturkanal) und 3Sat (Deutschland / Schweiz / Österreich) verbunden.
ARTE
Der Sender ARTE (Association Relative à la Télévision Européenne) ist ein öffentlich-rechtlicher europäischer Kulturkanal, der ein zweisprachiges deutsch-französisches Fernsehprogramm bietet. Seine Kultur- und Informationssendungen sollen die deutsch-französischen Beziehungen und die europäische Integration fördern.
ARTE unterhält Partnerschaften mit anderen öffentlich-rechtlichen Sendern in Europa. Der Sender bringt Filmprojekte unter anderem in Koproduktion mit öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten aus Belgien, Österreich, Polen, Tschechien, Italien, Irland, der Schweiz, Finnland und Griechenland hervor.
Ein internationales Format von ARTE mit Informationen aus vielen Ländern der Welt ist „Entdeckung der Welt – Spannende Entdeckungsreisen ins Reich der Tiere, in die Natur und durch fremde Länder und Kulturen“. Ein Gesicht bekommen Geschichten aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Technik und Gesellschaft in der Reihe „Reportagen und Recherchen – Was Menschen bewegt“. Ein Nachrichtenformat mit Informationen aus Europa und der Welt für 10- bis 14-Jährige ist das ARTE Journal Junior.
Deutsche Welle
Founders Valley – Malaysia | DW Deutsch
Die Deutsche Welle ist ebenfalls eine gemeinnützige Anstalt des öffentlichen Rechts, übernimmt jedoch eine etwas andere Rolle im journalistischen Informationsfluss. Die Aufgabe der DW ist es, Deutschland im Ausland vorzustellen, hiesige Entwicklungen zu erläutern und insgesamt das Verständnis und den Austausch der Kulturen und Völker zu fördern. Damit ist sie eine der Trägerinnen der auswärtigen Kulturpolitik der Bundesrepublik Deutschland.
In der DW-Zentrale Bonn und am Standort Berlin arbeiten rund 1.500 festangestellte und noch einmal so viele Freie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus 60 Nationen. Nutzerinnen und Nutzer finden auf der DW-Website Beiträge zu Themen aus aller Welt. Zudem ermöglicht die DW mit dem jährlich stattfindenden Global Media Forum einen internationalen Austausch für Medienschaffende. Die Deutsche Welle kooperiert mit der ARD und dem ZDF und hat Zugriff auf Inhalte aus deren Programmen und ihrer assoziierten Kultursender.
Freie Auslandskorrespondenten
Nicht nur die öffentlich-rechtlichen Sender haben die Möglichkeit, auf Auslandskorrespondenten zurückzugreifen. Das Netzwerk Weltreporter.net beheimatet 49 freie deutschsprachige Auslandskorrespondent(inn)en, die weltweit zu finden sind – von Athen über Washington, Peking und Kairo bis hin zu Tunis und Moskau. Die Themenschwerpunkte umfassen sowohl Wirtschaft und Politik als auch Kultur und Technik. Zu den Kunden der Weltreporter gehören unter anderem die ARD, Geo, Süddeutsche Zeitung, Stern, brand eins, Spiegel, Die Zeit, Mare, N24, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, taz, NZZ, Handelsblatt, Brigitte, Merian sowie renommierte Buchverlage. Eine Weltkarte gibt einen Überblick über die Standorte.
Podcast #1: Die Weltreporter persönlich; Juni 2017
Zudem bietet die Website der Weltreporter nicht nur die Möglichkeit zur Kontaktaufnahme für Auftraggeber (Portfolio), sondern auch journalistische Beiträge aus den vertretenen Standorten: im Blog in Form von Text- und Bildmaterial sowie über das Format des Podcast. Den Weltreporter-Podcast gibt es seit dem letzten Jahr. Alle drei Monate erzählen darin Korrespondenten von Jobs und Recherchen und geben auf diesem Weg einen Einblick in den Korrespondentenalltag. Der erste WR-Podcast führt hinter die Kulissen des Korrespondenten-Netzwerks freier Auslandsjournalisten.
Die Vorsitzende des Netzwerkes Weltreporter.net Bettina Rühl war so nett, uns ein Interview über die Arbeit und Mitwirkenden der Weltreporter zu geben.
In diesem Jahr kam das Weltreporter-Magazin „Rekorder“ im Printformat hinzu. Auf 200 Seiten finden Leser(inne) Reportagen, Analysen und Interviews der Netzwerkmitglieder, die über das Ersterscheinungsdatum hinaus Relevanz haben. Im Weltreporter-Blog werden künftig in unregelmäßigen Abständen einzelne Texte daraus vorgestellt.
Fazit
In Deutschland haben Nutzerinnen und Nutzer ein großes Angebot an medial aufbereiteten Informationen aus vielen Ländern der Welt. Die Inhalte werden zu einem großen Teil von deutschen Auslandskorrespondent(inn)en im Austausch mit Journalisten und Ortsansässigen erarbeitet. Dieses ermöglicht einen Einblick in uns fremde Länder und das dortige Leben.
Wichtig ist, bei der Nutzung der journalistischen Angebote wahrzunehmen, dass mediale Informationen jeweils nur einen kleinen Teilbereich darstellen, eine Vorauswahl durchlaufen haben und ein gewisses Maß an Vorwissen beim Nutzer voraussetzen. Ein umfassendes Verstehen globaler Zusammenhänge und landestypischer Vorgänge scheint daher unmöglich. Das Wissen über unser eingeschränktes Verstehen und die Bereitschaft, neue Themen offen aufzunehmen, sind jedoch ein gute Voraussetzung für einen funktionierenden journalistischen Informationsfluss.
Dieser Beitrag ist Teil unseres Jahresthemas ’18 „Globales Leben“. |