Mit Blick auf das Mediennutzungsverhalten der sogenannten Millennials, das heißt, jener Generation der 15- bis 35-Jährigen, die mit dem Internet groß geworden ist, stehen die Zeitungen vor großen Herausforderungen: Die Jugendlichen und jungen Erwachsenen sind vor allem über soziale Medien wie WhatsApp, Facebook, Snapchat und Instagram erreichbar, und sie wünschen sich von den Redaktionen weniger negative und krisenfixierte Nachrichten.
Pressemitteilung BDZV
Studie Millennials „Mediennutzungsverhalten und Optionen für Zeitungsverlage“ des Bundesverbandes Deutscher Zeitungsverleger e.V. / April 2017
Perspective Daily in 86 Sekunden
Das Online-Angebot Daily Perspective greift den Wunsch nach konstruktivem und lösungsorientiertem Journalismus auf. Es versucht mit einem jungen internationalen Journalisten-Team aktuelle Themen zu beschreiben und mit möglichen Lösungszenarien für gesellschaftliche und politische Problem zu verknüpfen.
Unabhängig von der Gestaltung der Texte ist das Mediennutzungsverhalten junger Menschen sicherlich anders als das ihrer Eltern und Großeltern. Fraglich ist jedoch, welche Medienformate bevorzugt und in welchem Umfang genutzt werden. Im Alltag sieht man Print-Produkte in Form von Tageszeitungen selten in den Händen junger Menschen, hier fällt eher die Dauernutzung des Smartphonses auf. Kommunikation, Spiele und Informationen werden darüber abgewickelt und die Vermutung liegt nahe, dass auch journalistische Nachrichten und Essays darüber abgefragt werden. Die oben genannte Studie des BDZV verweist darauf, dass Jugendliche großen Wert auf eine seriöse, sachliche und ausgewogene Berichterstattung legen. Zudem werden laut Studienergebnis die Darstellungsform und Verfügbarkeit der Inhalte als wichtig erachtet.
Auf schulischer Seite wird die Nutzung von Zeitungen gefördert. Als Beispiel ist die Schülerzeitungskampagne zu nennen, die von der Jugendpresse Deutschland umgesetzt wird. Neben der Schulkampagne gehört ein Wettbewerb sowie ein jährlich stattfindender Kongress zur Initiative.
Ergebnisse der JIM-Studie 2016 zeigen jedoch, dass das Printformat von Tageszeitungen und Zeitschriften und Magazinen deutlich häufiger von der Altersgruppe der 12- bis 19-Jährigen genutzt werden als die Online-Varianten und das sowohl bei Mädchen als auch bei Jungen. Hier spielt vermutlich die Verfügbarkeit von Printprodukten in den jeweiligen Familienhaushalten eine wichtige Rolle. Laut JIM-Studie 2016 haben Jugendliche in jeder zweiten Familie Zugang zu einer abonnierten Tageszeitung und das Vetrauen gegenüber dem Printmedium wird vor- und weitergelebt. Online-Angebote hingegen müssen von den Jugendlichen bewusst gesucht und besucht werden. Da viele journalistische Online-Formate jedoch noch recht neu auf dem Markt sind, braucht es hier wohl noch eine Weile bis diesen eine vergleichbare Selbstverständlichkeit zugeordnet wird.
Der BDZV – Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger bietet eine auf seiner Website eine Übersicht Jugendseiten deutscher Zeitungen.
Die Erkenntnis, dass journalistische Angebote in den verschiedensten Formaten von jungen Leuten genutzt werden, nutzen zahlreiche Verlage bereits heute und bieten für junge Menschen journalistische Informationen im Printbereich sowie online an und das sowohl im Bereich der tagesaktuellen Nachrichten als auch in Form von Beiträgen und Artikeln aus den Themen Gesellschaft und Politik.
Die jungen Angebote umfassen dabei zumeist eine Kombination aus Print-Produkt und Informationen via Social Media. Letzteres ist dabei in der Überzahl schon aufgrund der Vielzahl der Online-Kanäle wie Website, Blog, Facebook-, Twitter- und Instagram-Account und YouTube-Channel.
Viele bekannte Tages- und Wochenzeitungen bieten on- und offline journalistische Inhalte an. Großteils arbeiten in den jeweiligen Redaktionen junge Menschen, die für das junge Zielpublikum schreiben. Eine aktive Beteiligung der jungen Leserinnen und Leser ist dabei häufig erwünscht und somit können sich Interessierte mit eigenen Beiträgen einbringen. Die Notwendigkeit eigener Jugendangebote ist sicherlich eine andere als bei Kinderseiten, jedoch nimmt man auch hier die Notwendigkeit wahr die Themenwahl und Gestaltung an der Altersgruppe zwischen Kindheit und Erwachsenenalter auszurichten. Die Gruppe der Jugendlichen/jungen Erwachsenen ist jedoch keineswegs homogen, sondern beinhaltet Schüler(inn)en, Auszubildende, Student(inn)en sowie junge Arbeitnehmer(innen) im Alter von 15 bis 29 Jahren.
Entsprechend hat die folgende Übersicht keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit, sondern will lediglich einen kleinen Einblick in die On- und Offline-Landschaft der journalistischen Jugendformate geben.
Print & Online
Um einen Einstieg in die zahlreichen Angebote für jugendliche Leserinnen und Leser zu finden, haben wir einen Blick auf einige bekannte Vertreter (Süddeutsche Zeitung, Spiegel, Handelsblatt, Berliner Zeitung, Stern) von Tages- und Wochenzeitungen geworfen.
Informationen zum Thema Jugend & Politik finden sich im Beitrag „Junge Wähler informieren und motivieren“.
Die Seite „Junge Leute“ der Süddeutschen Zeitung (SZ) erscheint jeden Montag im Printformat sowie auf der gleichnamigen Website. Die Autorinnen und Autoren stellen junge Engagierte aus der Münchner Kunstszene mit ihrer Arbeit und ihren Projekten vor. Die Autoren und Autorinnen gehören selber zur jungen Zielgruppe und Interessierte können sich für eine Mitwirkung bewerben. Zudem bietet die Süddeutsche Zeitung (SZ) das Online-Format jetzt, welches von einer Redaktion von Journalisten und Autoren, die bei der SZ und anderen Medien arbeiten gestaltet wird. Hier geht es nicht um tagesaktuelle Nachrichten, sondern um vielfältige Themen aus Gesellschaft und Politik.
Auch der Spiegel bietet Jugendformate im Print- und Online-Format an. bento (Spiegel Online) ist ein Online-Format mit aktuellen News und Berichten. Die Redaktion besteht aus 18- bis 30-Jährigen und ist offen für Bewerbungen. Auch hier stehen die gängigen Social Media Kanäle zur Verfügung. Im Bereich Print gibt es unter anderem die Reihe UNI SPIEGEL, welche auch online verfügbar ist und einmal im Monat erscheint mit einem Aufmacherthema und weiteren Beiträgen aus Politik und Gesellschaft.
Das Handelsblatt beheimatet das Format Orange, welches als Online-Magazin Nachrichten in den Themenbereichen Schule – Uni – Ausbildung, Politik, Geld, Technik, Leben und Umwelt für Jugendliche anbietet. Orange ist neben der Magazinseite auf sämtlichen gängigen Social-Media-Kanälen zu erreichen und hat auf der Website einen eigenen Videobereich.
Spreewild: DIE JUGENDREDAKTION ist der junge Zweig der Berliner Zeitung. Auf der Website finden Interessierte Beiträge zu unterschiedlichen Themenbereichen. Zudem gibt es ein Schulprojekt, bei dem sich Klassen um ein Jahr kostenloser Zeitunglieferung bewerben können, um im Unterricht den Themenbereich Journalismus zu bearbeiten.
NEON ist die Jugendseite und das Print-Jugendmagazin des Stern und richtet sich an Männer und Frauen im Alter zwischen 20 und 35. Neben dem Online-Magazin stehen auch Social Media Kanäle wie Facebook, Twitter und Instagram zur Verfügung. NEON berichtet über gesellschaftliche und politische Themen, greift aber auch beispielsweise Modetrends auf.
Und auch bei YouTube ist der Spiesser vertreten mit zahlreichen Videos.
Das Format SPIESSER richtet sich ebenfalls an junge Erwachsene im Alter von 16 bis 24 Jahren. und erscheint bundesweit mit einer Druckauflage von 400.000 Exemplaren. SPIESSER wird bundesweit an Bildungseinrichtungen (Schulen, Bibliotheken, Unis) verteilt. Herausgeber und Betreiber des Onlineportals SPIESSER.de ist die Orange YC GmbH. Online können sich Interessierte an der Community beteiligen und Inhalte beisteuern. Im Bereich Videointerviews werden beliebte Prominente befragt. Die Fragen kommen dabei aus der Community.
#Screenshot ist ein neues Printformat der Funke Mediengruppe, dass in einer Auflage von 100.000 in Deutschland, Österreich und der Schweiz erhältlich ist. Autoren und Autorinnen sind Youtuber, die für junge Leser und Leserinnen aus ihrem Leben schreiben. Die Redaktion ist auch über Facebook und Instagram zu erreichen.
Die Frankfurter Allgemeine Zeitung bietet zwar kein eigenes Format für die junge Leserschaft an, jedoch führt sie seit 30 Jahren das überregionale Projekt „Jugend schreibt“ durch. Die Resultate der jungen Nachwuchsjournalisten erscheinen einmal wöchentlich in der Montagsausgabe der FAZ. Projektzielgruppe sind Schülerinnen und Schüler der Klassen 10 bis 12. Ziel ist es, den Wert und Nutzen einer Zeitung zu vermitteln und in der praktischen Arbeit die deutschen Sprache und das Erlernen von modernen Recherchemethoden zu fördern.
Youtube-Channel „Wissen2Go“
Viele der vorgestellten Formate haben übrigens auch eigene YouTube-Channel die Themen aus Politik und Gesellschaft aufgreifen und kommentieren. Zudem finden sich Kanäle von Nachrichtensendern auf YouTube inklusive klassischer Nachrichtenformate, wie die ARD Tagesschau und das ZDF heute journal sowie Nachrichtenbeiträge der Anbieter RP Online, Deutsche Welle, N24, SpiegelTV.
Das Interesse junger Menschen an journalistisch aufbereiteten politischen Themen ist da. Zur Information werden sowohl Printprodukte als auch Online-Formate genutzt. Junge Autorinnen und Autoren, die für das junge Zielpublikum schreiben sind dabei wichtig, genau wie die Verfügbarkeit aktueller Informationen sowohl on- als auch offline. Ohne diese Angebote würde eine Lücke zwischen Kinderseiten und Formaten für Erwachsene klaffen, die es jungen Leuten deutlich erschweren würde, sich über Themen aus Politik und Gesellschat zu informieren.