„Insgesamt zeigt sich, dass die Teilhabe von Menschen mit Beeinträchtigungen in vielerlei Hinsicht noch immer eingeschränkt ist. Hierbei gilt häufig: Je schwerer die Beeinträchtigungen, desto geringer sind die Teilhabechancen.“
Dieser Satz findet sich im aktuellen Teilhabebericht (2016) des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales. Und auch wenn das Statement an dieser Stelle allgemein formuliert ist, verweist es auf zahlreiche Barrieren, die eine Teilhabe von Menschen mit Behinderungen an der Gesellschaft zumindest erschweren.
Im vorliegenden Beitrag soll es im Schwerpunkt um mediale Barrieren und Chancen gehen. Diese Thematik bearbeitet die ebenfalls 2016 veröffentlichte Studie „Mediennutzung von Menschen mit Behinderung“ der Aktion Mensch und der Medienanstalten. Die Studie lässt Menschen zu Wort kommen, die mit einer Behinderung und / oder Mehrfachbehinderungen leben, und zeigt auf, wo Barrieren in der Mediennutzung liegen. Wichtig ist uns zudem, im vorliegenden Beitrag nicht nur die Studienergebnisse vorzustellen, sondern auch beispielhafte Initiativen und Apps, die mediale Barrieren verringern.
„ …Behinderung entsteht im Zusammenspiel von körperlicher, kognitiver oder Sinnesbeeinträchtigung und Barrieren in der Aufbereitung der Medieninhalte sowie im Zugang zu Medien. Dazu gehören die Bedienbarkeit von Geräten und die Lebensbedingungen der Mediennutzer_innen.“
(Studie „Mediennutzung von Menschen mit Behinderungen“)„Es ist für mich nicht möglich einfach mal reinzuzappen. Ich muss mich der Fernsehzeitung anpassen, die mir sagt, wann etwas mit Untertiteln läuft.“
(Teilnehmer Gruppendiskussion in Gebärdensprache, Aktion Mensch)
Die beiden nebenstehenden Aussagen aus der oben genannten Studie verdeutlichen die Schwierigkeiten bei der Nutzung von Medien durch Menschen mit Behinderung. Die Abhängigkeit von speziell aufbereiteten medialen Beiträgen – on- und offline – verhindert eine selbstverständliche Nutzung, und das obwohl Medien gerade bei körperlichen Einschränkungen, für Menschen mit Lernschwierigkeiten, Sinnesbeeinträchtigungen und / oder chronischen Erkrankungen Chancen zur Unterhaltung, Information und zum Austausch bieten können.
Weiter handelt es sich hierbei nicht alleine um Zugangsbarrieren. Die Barrierefreiheit von Medien hängt vielfach von ihrer Gestaltung ab und wird somit durch Medienschaffende entweder verfestigt oder reduziert. Diese Betrachtungsweise der personenunabhängigen Barrieren findet sich auch in der Definition des Begriffs „Behinderung“ der ICF (International Classification of Functioning, Disability and Health) der WHO (World Health Organization). Darin wird das Wort „handicap“ nicht mehr verwendet, sondern die Formulierung „Beeinträchtigung der Teilhabe an der Gesellschaft“.
Informationen der Sender ARD, ZDF und WDR zum Thema Barrierefreiheit zeigen, dass an einer Erweiterung der Barrierefreiheit im eigenen Angebot gearbeitet wird. Und auch etwa die Mediengruppe RTL Deutschland will unter anderem ihr Untertitel-Angebot für Hörgeschädigte ausbauen.
Laut einer bundesweiten statistischen Erhebung der Arbeitsgemeinschaft Fernsehforschung (AGF) sahen die Deutschen im Jahr 2016 jeden Tag im Durchschnitt 223 Minuten fern. Eine beeindruckende Zahl, zumal wenn man bedenkt, dass das Fernsehen nur eine mediale Quelle ist, die völlig alltäglich zum Leben gehört. Umso frustrierender für diejenigen, die nicht so selbstverständlich teilhaben können aufgrund umweltbedingter Barrieren.
Die Vereinigung Allgemeiner Blinden- und Sehbehindertenverein Berlin gegr. 1874 e. V. simuliert die fünf am häufigsten vorkommenden Sehbehinderungen mithilfe des Sehbehinderungssimulators.
Menschen ohne Behinderung sind mögliche Teilhabehindernisse häufig überhaupt nicht klar. Solange Endgeräte und Empfang gegeben sind, wird völlig selbstverständlich und jederzeit auf mediale Angebote zugegriffen. Was es wirklich bedeutet, auf barrierefreie Angebote angewiesen zu sein, ist nur sehr partiell zu verstehen, sei es denn durch persönliche Kontakte zu einem Menschen mit Behinderung und / oder beispielsweise durch aufklärende Informationen und Dokumentationen.
Aktion Mensch-Blog: E-Mails zum Frühstück
Autorin des Artikels ist Carina Kühne. Sie ist Schauspielerin und Aktivistin und engagiert sich für Inklusion und die Rechte von Menschen mit Down-Syndrom.
Für alle gilt: Die Chancen der Digitalisierung sind abhängig von der Zugänglichkeit und Verständlichkeit der Online-Angebote. Insbesondere das Smartphone ist inzwischen für viele Menschen ein ständiger Begleiter, der den Alltag mitorganisiert und steten Kontakt (privat und beruflich) ermöglicht. Das Smartphone kann für Menschen mit Behinderung ein wichtiges Hilfsmittel sein. Moderne Smartphones lassen sich heute häufig an persönliche Bedürfnisse anpassen. Zudem ersetzt das Smartphone gegebenenfalls andere Hilfsmittel, wie einen separaten, sprechenden Taschenrechner oder eine Uhr.
Panel: „Ich würde ja gucken …“ Wie Menschen mit Behinderungen Medien nutzen – Vorstellung der Studie „Mediennutzung von Menschen mit Behinderung“ im Rahmen der Medientage München 2016.
Die Studie „Mediennutzung von Menschen mit Behinderungen“ hat 2016 erstmals deutschlandweit aussagekräftige Daten zu Mediennutzung, Nutzungsmotiven und Nutzungserwartungen von Menschen mit Beeinträchtigungen gesammelt und ausgewertet. Zudem enthält die Studie Daten zu individuellen Zugangs- und Nutzungsbarrieren von Medien. Die Studie nutzt zur Eingrenzung der Zielgruppe die bereits benannte ICF der WHO. Im Bereich der Mediennutzung bedeutet dies, dass im Zusammenspiel mit körperlichen, kognitiven oder Sinnesbeeinträchtigungen Barrieren in der Aufbereitung von Inhalten sowie im Zugang zu Medien bestehen. Kontextfaktoren, die unterschiedliche Barrieren und Bedarfe bedeuten, wie Wohnform, Alter, Geschlecht, Arbeit und Bildung, werden somit ebenfalls einbezogen.
„Ich will teilhaben! Ich möchte auch mal einen Film im Fernsehen, so normal wie möglich, erleben! Dann werde ich von Freunden gefragt: „Hast du das gestern gesehen?“ Und ich muss dann sagen: Nein, habe ich nicht, konnte ich nicht. Ich möchte aber auch mitreden können.“
(Teilnehmer Studiengruppen-diskussion Hör- und Sehbeeinträchtigungen)
Die Studie (Zusammenfassung als Download) behandelt die Themengruppen Mediennutzung im Allgemeinen, Fernsehnutzung sowie Online-TV-Formate im Besonderen, spezifische medienbezogene Barrieren und Unterstützungen, soziodemografische Merkmale sowie den Alltagskontext. Unterschieden wird dabei in die vier Teilgruppen Menschen mit Sehbeeinträchtigungen / Blindheit, Menschen mit Hörbeeinträchtigungen / Gehörlosigkeit, Menschen mit körperlichen und motorischen Beeinträchtigungen und Menschen mit Lernschwierigkeiten.
Aktion Mensch hat die Studienergebnisse folgendermaßen zusammengefasst:
- Alle vier Gruppen nutzen das Fernsehen mindestens so stark wie die Gesamtbevölkerung. Kritisiert wird, dass es noch zu viele Barrieren gibt.
- 61 % der Gehörlosen sagen, dass es zu wenige Sendungen mit Untertiteln gibt.
- Menschen mit Sehbehinderung und Blinde wünschen sich mehr so genannte „Audiodeskriptionen“. Darin wird beschrieben, was gerade im Bild zu sehen ist.
- 86 Prozent der Gehörlosen und 48 Prozent der Blinden sagen, dass sie den Inhalten im Fernsehen „gelegentlich“ bis „sehr oft“ nicht folgen können.
- Viele der Befragten fordern eine bessere Übersicht dazu, welche Sendungen barrierefrei angeboten werden.
- Jeder sechste Mediennutzer mit motorischen Einschränkungen hat Schwierigkeiten mit der Bedienung von Fernsehgeräten. Größere Tasten auf den Fernbedienungen und mehr Zeit, um zweistellige Programm-Nummern einzugeben, wären hier von Vorteil.
- Das Internet nutzen Menschen mit Behinderung insgesamt seltener als die Gesamtbevölkerung. Das gilt vor allem für die Teilgruppe mit Lernschwierigkeiten.
(Quelle: Aktion Mensch)
Studienergebnisse – aber was nun?
„Ziel muss sein, gleiche Chancen für alle zu schaffen. Denn bei der Nutzung von Medien geht es nicht nur um Spaß und Entspannung, sondern auch darum, sich zu informieren und mitreden zu können. Daher sollten die Fernseh-Macher und auch die Anbieter von Inhalten im Netz ihre Filme und Sendungen barrierefrei machen. Durch die Digitalisierung ist das kein großes Problem. Denn Untertitel und Audiodeskriptionen kann man einfach zu- oder abschalten. Ob Inklusion gelingt, entscheidet sich auch dadurch, ob Menschen mit Behinderung einen selbstverständlichen Zugang zu allen Medien bekommen. Es darf niemand ausgeschlossen werden. Und am Ende ist Barrierefreiheit, auch in Fernsehen und Internet, für alle gut: Für zehn Prozent ist sie notwendig, für 30 Prozent hilfreich und für 100 Prozent angenehm.“ (Aktion Mensch)
Bereits jetzt gibt es zahlreiche Initiativen und technische Entwicklungen, die die mediale Beteiligung von Menschen mit Behinderung fördern bzw. vereinfachen. Im Folgenden stellen wir jeweils anhand der Teilgruppen der Studie beispielhafte Projekte vor.
Menschen mit Sehbeeinträchtigungen / Blindheit
„Unsere Welt ist eine Welt des Sehens. Die gesamte Lebensumgebung ist auf diesen Sinn ausgerichtet. Über 80 % aller Wahrnehmungen nimmt der sehende Mensch heute über die Augen auf. Entsprechend gravierend sind die Konsequenzen für Menschen, die nicht oder nicht gut sehen können. Sie sind deutlich eingeschränkt in der Mobilität, der Kommunikation und im Zugang zu Informationen.“ (Deutscher Blinden- und Sehbehindertenverband e.V.)
Die Gruppe der Menschen mit Sehbeeinträchtigung / Blindheit profitiert am Computer von Vergrößerungssoftware, Texterkennungs- und Vorlese-Software sowie auch von Blindenschrift auf der Tastatur. (Schrift-)Bilder, Filme und Videos müssen in Sprache (Audiodeskription) übersetzt werden, damit sie auch für Menschen mit Sehbehinderung zur Verfügung stehen.
Wie in der oben genannten Studie erhoben, ist das Fernsehen auch bei Menschen mit Behinderung ein häufig und gern genutztes Medium, jedoch versehen mit Zugangsbarrieren. Im Bereich des Öffentlich-Rechtlichen Fernsehens gibt es Initiativen, dem entgegenzuwirken. Die ARD untertitelt inzwischen knapp 41 Prozent ihres Abendprogramms und auch in der Mediathek stehen für einzelne Videos Hörfilmfassungen bereit. Das ZDF bietet zu festen Zeiten Beiträge mit Audiodeskription an. Bei beiden Sendern soll das Angebot weiter ausgebaut werden. Jedoch zeigen die Ergebnisse der oben genannten Studie: TV ist nicht barrierefrei, Mediatheken helfen nicht ausreichend.
Neben dem Fernsehen ist das Internet ein wichtiges Medium für Informationen, Austausch und Unterhaltung. Jedoch schließen viele Angebote Menschen mit Behinderung aus und die technische Ausstattung stellt zudem eine Barriere dar. Aber auch hier gibt es Angebote, die barrierefrei oder barrierearm sind und / oder extra für die Zielgruppe der Menschen mit Behinderung erarbeitet wurden.
Die Aktion Mensch hat unter anderem Apps für Blinde und Sehbehinderte recherchiert und getestet, die wir im Folgenden vorstellen möchten:
Be My Eyes
Die App „Be My Eyes“ ermöglicht es blinden und sehbehinderten Menschen, sich in Alltagssituationen im Haushalt, beim Einkauf usw. Hilfe von Sehenden zu holen. Die Helfer haben sich zuvor registriert und werden über eine Live-Videoverbindung kontaktiert.
ColorVisor
Die App „ColorVisor“ hilft bei der Überprüfung von Farben. Sie wurde vom blinden Informatiker Dr. Jan Blüher entwickelt. Er glaubt, dass in Zukunft vor allem das Smartphone zum Schlüsselmedium für Blinde wird.
(Test Aktion Mensch)
Greta
Die App „GRETA““ ermöglicht barrierefreies Kino mit Audiodeskription und Untertiteln mit dem eigenen Smartphone. Wie wichtig barrierefreies Kino ist, zeigt das Porträt einer blinden Filmbloggerin im Rahmen der Kampagne #wirgemeinsam der Aktion Mensch.
(Test Aktion Mensch)
Ariadne GPS
Mit „Ariadne GPS“ können blinde Menschen durch ihnen bekannte oder auch fremde Umgebungen navigieren. Die App bietet die Möglichkeit, Karten zu nutzen, um damit die eigene Wohngegend neu kennenzulernen oder neue Orte zu finden.
Der Deutsche Blinden- und Sehbehindertenverband e.V. hat ein Dossier mit dem Titel „leserlich – Schritte zu einem inklusiven Kommunikationsdesign“ mit Unterstützung der Aktion Mensch verfasst. Das Dossier beschäftigt sich mit den Themen Text, Kontraste und Farben, Bilder, Oberflächen, digitale Medien. Zudem beinhaltet es einen Schriftgrößen- und Kontrastrechner und bietet über sein Quellenverzeichnis interessante und hilfreiche Linktipps. Die Website des DBSV ist dabei ein Anwendungsbeispiel. Zudem bietet der DBSV Informationen zu Computer, Smartphone und Internet.
Übrigens: Weitere Tests von Apps für sehbehinderte Menschen finden sich im Online-Angebot der INCOBS c/o DIAS GmbH. Das VoiceOver-Portal bietet unter anderem Podcasts mit ausführlichen Beschreibungen von Fußgängernavigations-Apps. Die Initiative Technik und Kommunikation für Sehbehinderte und Blinde (TuKSuB) veröffentlicht in unregelmäßigen Abständen Podcasts, in denen Hilfestellung gegeben sowie Programme / Zubehör und Erfahrungsberichte vorgestellt werden.
Menschen mit Hörbeeinträchtigungen / Gehörlosigkeit
Pressemeldung: „Es ist noch Luft nach oben!“ – Gespräch beim Bayerischen Rundfunk (BR) zur Barrierefreiheit von Fernsehsendungen.
(Deutsche Gesellschaft der Hörgeschädigten – Selbsthilfe und Fachverbände e.V. )
Menschen mit Hörbeeinträchtigung sind auf die Untertitelung bzw. Gebärdensprache in medialen Beiträgen wie etwa Videos oder Filmen angewiesen. Da auch die Gruppe der Menschen mit Hörbeeinträchtigungen das Medium Fernsehen gern und regelmäßig nutzt, gibt es Bedarf zur Steigerung der Verfügbarkeit von untertitelten Formaten sowie ergänzender Gebärdensprache. Alle Erstsendungen im Ersten gibt es deshalb inzwischen in einer barrierefreien Fassung für gehörlose und schwerhörige Menschen.
Insgesamt sind 95 Prozent des Angebots im Ersten mit Untertiteln für Menschen mit einer Hörbehinderung versehen. Beim ZDF sind seit April 2013 zwischen 16.00 und 22.15 Uhr alle Sendungen mit Untertiteln verfügbar. Auch hier ist eine weitere Ausweitung geplant. Die Mediathek des WDR bietet einige Sendungen sowohl mit Untertiteln als auch in Gebärdensprache. Die Privatsender schneiden bei der Umsetzung von Barrierefreiheit schlechter ab. Jedoch gibt es Initiativen zur Steigerung der barrierefreien Angebote.
Eine gelungene Dokumentation über eine Gebärdendolmetscherin für Konzerte – übrigens Grimme Online Award-Preisträgerin 2017 – zeigt die Dokumentation „Die mit den Händen tanzt“.
Neben dem Bereich des Fernsehens ist selbstverständlich das Internet ein wichtiges Informations- und Kommunikationsmedium für Menschen mit Gehörbeeinträchtigungen. Apps zur Vereinfachung des Alltags sind auch hier wichtig und sinnvoll.
Ein Beispiel für ein Angebot im Internet für hörgeschädigte Kinder ist „Gebärdengrips“ – eine Wissensplattform für Kinder, die sich mit Videos in Gebärdensprache an hörgeschädigte Kinder wendet und eine stetig wachsende Menge an Inhalten speziell an jene vermittelt, die gebärdensprachorientiert sind. Die untertitelten und synchronisierten Videos können auch von Hörenden genutzen werden, die so auf unterhaltsame Weise einen Eindruck von Gebärdensprache erhalten. Auch „Gebärdengrips“ zählt zu den Nominierten des Grimme Online Award 2017.
VerbaVoice
Bei der App „VerbaVoice“ handelt es sich um einen mobilen Text-Dolmetschdienst. Gehörlose oder schwerhörige Menschen können den Dienst bei Bedarf zuschalten, um sich Gesprochenes in Text übersetzen zu lassen, denn Textdolmetscher stehen nicht immer zur Verfügung und / oder kosten Geld. Ein mögliches Einsatzgebiet für die App sind Vorlesungen an der Universität. VerbaVoice hat 2016 eine Aktion gestartet, um die App bekanntzumachen und zum Mitmachen zu motivieren.
Im Test: „Lern Lormen“
Lern Lormen
Mit der App „Lern Lormen“ können Nutzerinnen und Nutzer mithilfe verschiedener Lernspiele die Buchstaben des Lorm-Alphabets erlernen. Das Lormen ist ein System, mit dem viele taubblinde und stark hörsehbehinderte Menschen kommunizieren. Zudem bietet die App Informationen zur Praxis und Geschichte des Lormens bereit.
Menschen mit körperlichen und motorischen Beeinträchtigungen
„Ziel des Bundesverbandes ist es, die Lebensbedingungen so zu gestalten, dass Menschen mit Behinderung und ihre Familien ein möglichst selbstständiges Leben nach ihren eigenen Vorstellungen führen können.“
(Bundesverband für körper- und mehrfachbehinderte Menschen e.V.)
Menschen mit körperlichen und motorischen Einschränkungen benötigen im Bereich der Mediennutzung geeignete Hardware sowie ausreichend Zeit, um beispielsweise den Fernseher ohne Hilfe bedienen zu können. Denn auch hier ist der Fernseher ein beliebtes Medium, welches häufig und gern genutzt wird.
Zudem ist das Internet eine geeignete Informationsquelle, die den Alltag und die Organisation erleichtern kann.
The Unstoppables
Bei „The Unstoppables“ handelt es sich um eine Spiele-App, bei die vier Freunde Mai, Jan, Achim und Melissa im Team den entführten Blindenführhund Tofu befreien müssen. Passend zum Spiel gibt es Unterrichtsmaterial zum Thema Anderssein und Gleichsein.
(Test Aktion Mensch)
Wheelmap
Das Online-Angebot „Wheelmap“ ermöglicht es Menschen, die auf einen Rollstuhl angewiesen sind, barrierefreie Orte zu finden. Das erleichtert ihnen sowohl die Planung von Reisen als auch das spontane Aufsuchen etwa von Cafés oder Restaurants. Die Orte auf WheelMap werden von vielen Freiwilligen eingetragen und im Hinblick auf ihre Barrierefreiheit bewertet. Die Anwendung ist auch für Menschen mit Gehbehinderung oder Eltern mit Kinderwagen nützlich.
Menschen mit Lernschwierigkeiten
Die Gruppe der Menschen mit Lernschwierigkeiten benötigt im medialen Bereich unter anderem Texte in leicht verständlicher Sprache. Die Bedienerfreundlichkeit von Hardware ist ebenfalls grundlegend.
„Ziel der Lebenshilfe ist das Wohl geistig behinderter Menschen und ihrer Familien. Sie setzt sich dafür ein, dass jeder geistig behinderte Mensch so selbstständig wie möglich leben kann und dass ihm so viel Schutz und Hilfe zuteil werden, wie er für sich braucht. Maßgebend sind die individuellen Bedürfnisse, die sich aus Art und Schwere der Behinderung ergeben. Menschen mit schweren geistigen Behinderungen stehen unter dem besonderen Schutz der Lebenshilfe.“ (Bundesvereinigung Lebenshilfe e.V., aus dem Grundsatzprogramm von 1990)
Die Bundesvereinigung Lebenshilfe e.V. hat einen eigenen YouTube-Channel, auf dem die Arbeit des Vereins vorgestellt wird und ein Einblick in ein Leben mit geistiger Behinderung gewährt wird. Hier kommen Menschen zu Wort, die mit einer geistigen Behinderung leben.
Grace
Die App „Grace“ ist ein einfaches System zum Austausch von Bildern ohne Worte, das Autisten die Möglichkeit bietet, ihre Bedürfnisse unabhängig zu äußern. Der Benutzer kann Bilder auswählen, um einen vollständigen Satz zu bilden, den er dann teilen kann, indem er das iPhone oder den iPod touch neigt, um in den Vollbildmodus zu gelangen und auf die jeweilige Karte zeigt, um zu hören, wie der Zuhörer jedes Wort vorliest.
Die selbstverständliche Nutzung von Online-Angeboten schließt auch die Verwendung von Emojis ein. Aktion Mensch hat die App „Inklumojis“ entwickelt, die über 20 kleine Bildzeichen für kurze Nachrichten per Handy zur Verfügung stellt.
Bild in den Medien
Raúl Krauthausen Netz-Aktivist – #ZDFblickwechsel vom 19. Mai 2016
Es gibt also einige Initiativen und viel Engagement, um Menschen mit Behinderung die mediale Teilhabe zu ermöglichen, gleichzeitig gibt es jedoch noch viel zu tun und zu verbessern, um eine selbstverständliche Verfügbarkeit und Bedienbarkeit zu erreichen. Voraussetzung für eine Selbstverständlichkeit bei der Partizipation sind Akzeptanz und Offenheit in der Gesellschaft. Um dies zu fördern, sind Medien als Informationsquelle wichtig.
Der alltägliche Kampf von Eltern mit Behinderung | Report Mainz ARD
Die Repräsentation von Vielfalt in den Medien, sprich die Möglichkeit, Lebenswelten kennenzulernen, die nicht der eigenen entsprechen und zu denen keine persönlichen Kontakte bestehen, spielt dabei eine wichtige Rolle. Im Internet und im Fernsehen berichten Menschen mit Behinderung aus ihrem Leben. Initiativen wie der Aktion Mensch e.V. und der Verein Sozialhelden sind dabei entscheidend.
Filme Mal Anders: Wenn Menschen mit Behinderung die Hauptrolle spielen
Die Aktion Mensch hat unter dem Motto „Wir lieben Filme! Aber was wäre, wenn Menschen mit Behinderung öfter mal die Hauptrolle spielen würden?“ Filmklassiker nachgespielt und auf ihrem YouTube-Channel einige Videos veröffentlicht, in denen selbstverständlich Menschen mit Behinderung die Hauptrollen in Titanic, Rocky oder Dirty Dancing übernehmen.
Was denken Menschen mit Down-Syndrom über das Down-Syndrom? | Quarks & Co | WDR
Initiativen wie diese zeigen, dass es ganz entscheidend ist, nicht über Menschen mit Behinderung zu sprechen, sondern Menschen zu Wort kommen zu lassen, die aus eigenen Erfahrungen sprechen können – auch weil die Definition Behinderung ein sehr weites Feld ist. Die Art und Schwere der Einschränkung differiert und kann sichtbar oder auch schwer erkennbar für die Umgebung sein. Entsprechend ist der Bedarf an Unterstützung beziehungsweise sind die Möglichkeiten für ein unabhängiges Leben sehr unterschiedlich. Zuhören und Hinsehen sind Grundvoraussetzungen, um zu erfahren, wo äußere Barrieren vorhanden sind und was getan werden muss, um diese zu beseitigen.
Und hier noch ein paar weiterführende Tipps:
Positive Rollenvorbilder in Form von filmischen Portraits bietet die Initiative „Die Andersmacher“. Sie will jungen Menschen mit Behinderung Mut machen, die eigene berufliche Zukunft zu planen, ohne von vornherein eine Schere im Kopf zu haben.
Themen und Meinungen zum Leben mit einer Behinderung bietet das Online-Magazin ROLLINGPLANET, ein nicht-kommerzielles Projekt, das im September 2011 von vier Rollstuhlfahrern aus München und Heidelberg initiiert wurde.
Der Fachausschuss „Kommunikation und Medien“ der Staatlichen Koordinierungsstelle hat im Auftrag der Beauftragten der Bundesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderung einen Leitfaden zur Darstellung behinderter Menschen in den Medien erarbeitet.
Im März 2015 fand unter dem Titel „Inklusion im Fernsehen – Neue Perspektiven auf Behinderung“ eine gemeinsame Tagung der Beauftragten der Bundesregierung für die Belange behinderter Menschen und der Grimme-Akademie statt. Kooperationspartner waren „die medienanstalten“ und Sozialhelden e.V. Die Dokumentation der Veranstaltung per Twitter spiegelt sehr eindrücklich, wo häufig das Problem liegt: Sprecht nicht über Menschen mit Behinderung, sondern mit Menschen mit Behinderung.
Geeignetes Bildmaterial für Beiträge von und über Menschen mit Behinderung bietet die Datenbank „Gesellschaftsbilder“ der Initiative Sozialhelden e.V. Die Fotodatenbank ist dabei nur eins der zahlreichen Projekte der Initiative, die sich vielfältig mit gesellschaftlicher Teilhabe auseinandersetzen. Ein weiteres Angebot der Sozialhelden ist das Projekt Leidmedien, welches in Kooperation mit der Aktion Mensch umgesetzt wird. Zielsetzung ist die Aufklärung und Unterstützung von Journalistinnen und Journalisten bezüglich der Berichterstattung über Menschen mit Behinderung.
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