Heute lesen wir über die Bemühungen, den Frauenanteil in den unterschiedlichen Medienbereichen zu fördern und zu steigern. Und wahrscheinlich geht dies einher mit dem diffusen Eindruck, dass es in „modernen Zeiten“ überfällig ist, auch hier eine ausgewogene Repräsentation von Frauen zu erreichen – nachdem Frauen alle bürgerlichen Rechte (wie etwa das Wahlrecht) bekommen haben, arbeiten dürfen, rechtlich gleichgestellt sind und anderes mehr, sei auch dieses „nun auch einmal dran“.
Trailer „Hidden Figures“
Dabei verliert man womöglich aus dem Auge, dass es seit Jahrzehnten auch im medialen und technischen Bereich Pionierinnen gab, die ihren Beitrag zum Fortschritt in ihren jeweiligen Arbeitsfeldern leisteten. Sie wurden in einzelnen Fällen für ihr Werk belobigt und ausgezeichnet; wenn man sich allerdings vor Augen führt, dass sie unter anderem in den MINT-Fächern brillierten, also Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik, und diese Fächer in Deutschland im gleichnamigen Programm heute noch der besonderen (Frauen-)Förderung bedürfen, würdigt man nicht nur die Leistung der Pionierinnen umso mehr, sondern versteht auch, dass bestimmte Entwicklungen nicht linear, nicht automatisch entstehen – sondern stetig aufs Neue eingefordert werden müssen.
Drei Beispiele für diese Pionierinnen werden hier noch einmal vorgestellt:
Leila Doss, die Frau auf dem Titelbild dieses Kapitels, war eine ägyptische Radiofrau, die am Aufbau des UN Radio mitgewirkt hat. Ihre Karriere als erste Radiomoderatorin in Ägypten begann mit einem Zufall.
1944 war sie bereits beim staatlichen Rundfunk angestellt, als jemand gesucht wurde, der die Invasion der alliierten Truppen in der Normandie verkünden sollte:
“It was the landing in Normandy, and they [Egyptian State Radio] were stuck, because there was nobody there at that hour of the day … to announce it. So they shoved me into a studio, put the microphone in front of me and said ‘start talking’ and I never stopped talking after that.” (IAWRT – The International Association of Women in Radio & Television)
1947 wurde sie Teil der neugegründeten “Radio Division“ der Vereinten Nationen. Sie erzählte, dass sie das Sendezeichen des Programms liebte: “Saying ‘This is the United Nations calling the peoples of the world’ was one of the most wonderful feelings you can have.”
In späteren Jahren arbeitete Leila Doss in UN-Informationszentren New York, Genf, Bangkok, Kairo und Rangoon als Medienreferentin, Radiobeauftragte, Direktorin der UN Division für of Economic and Social Information und war Kopf der Informationskampagne das Internationale Jahr des Kindes. Noch im Alter von 95 Jahren nahm sie interessiert an Frauenmedienkonferenzen und anderen Veranstaltungen teil. Ein Interview mit ihr ist auf den Seiten der National Campus and Community Radio Association zu finden.
Der Film „Hidden Figures“ aus dem Jahr 2016 erinnert an afro-amerikanische Mathematikerinnen. Diese haben teilweise bereits in den Vierziger und Fünfziger Jahren in Abteilungen der Vorläuferorganisation der NASA gearbeitet – bereits zu Zeiten, in denen noch Rassentrennung herrschte.
Auszeichnung von Katherine Johnson für ihre Verdienste in der Raumfahrt
Neben anderen war dort Katherine Johnson tätig, die aus den Händen des damaligen US-Präsidenten Obama im Jahr 2016 die Presidential Medal of Freedom erhielt – eine Auszeichnung für ihren Beitrag zum Raumprogramm der USA. Auf den Seiten der NASA findet sich ihre Biografie.
Mit ihr zusammen hatte die zum Zeitpunkt der Ehrung bereits verstorbene Dorothy Vaughan gearbeitet, unter anderem Spezialistin für die Computersprache FORTRAN.
„Seeing that machine computers were going to be the future, she taught the women programming languages and other concepts to prepare them for the transition.” (Wikipedia)
Neben dem oben genannten Film werden diesen Pionierinnen auch recht unerwartete Ehren zuteil: Sie sollen als Lego-Figuren unsterblich werden …
Geehrt wurde Hedy Lamarr – unter anderen, wichtigeren Auszeichnungen natürlich – zu ihrem 101. Geburtstag mit einem Google Doodle.
Die dritte, die an dieser Stelle genannt wird, war Hedy Lamarr, eine erst österreichische, dann amerikanische Schauspielerin, die in Hollywood-Filmen auf sich aufmerksam machte, die eher glamourös als qualitativ bemerkenswert waren. Umso unerwarteter, dass Hedy Lamarr und ihr Partner George Antheil, ein Komponist, im Jahr 2014 posthum in die amerikanische „National Inventors Hall of Fame“ aufgenommen wurden – für eine zum Patent angemeldete Erfindung, deren Grundprinzip sich noch in der heutigen Mobilfunktechnologie wiederfindet.
Von den Erfindern für Torpedofunksteuerung vorgesehen, handelt es sich um Vorrichtungen für einen gleichzeitigen Frequenzwechsel. Noch 1997 wurden Hedy Lamarr und George Antheil von der Electronic Frontier Foundation für ihre Erfindung geehrt.
Diese drei Frauen haben bereits ab den Vierziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts gewirkt. Mehr als siebzig Jahre später bedarf es immer noch spezieller Programme, um Mädchen und junge Frauen von den Möglichkeiten einer Karriere im naturwissenschaftlich-mathematisch-technischen Bereich zu überzeugen.